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Ein türkischer Till Eulenspiegel

Mullah Nasrudin und andere Eulenspiegeleien

„Mittwochnachmittag an St. Katharinen“

Gemeindehaus St. Katharinen

Mittwoch 9. Oktober 2013 um 15.00 bis 17.00 Uhr

Mit Dompfarrer Christian Kohn

kohnFür Anekdoten mit ironischen, hintergründigen Respektlosigkeiten hat auch die islamische Kultur ihren eigenen Protagomisten. Mullah Nasrudin war Volksweiser und gilt mit seinen Übertreibungen und sozialkritischen Einfällen als der „türkische Till Eulenspiegel“.

Im Seniorenkreis „Mittwochnachmittag an St. Katharinen“ wird Domprediger Christian Kohn den islamischen Gesellschaftskritiker vorstellen. Die Veranstaltung steht im Zusammenhang mit der Themenreihe „Toleranz konkret – wie können wir leben?“ und beginnt um 15.00 Uhr im Gemeindehaus von St. Katharinen am Hagenmarkt.

25.9.: Toleranz zwischen Männern und Frauen

Frauen und Männer 2Eine „Gemeinschaft von Frauen und Männern“ im Sinne des Beschlusses einer EKD-Synode von 1989 war die Kirche viele Jahrhunderte gewiss nicht. Über die Veränderungen im deutschen Protestantismus nach dem 2. Weltkrieg berichtet am kommenden Mittwoch Oberlandeskirchenrätin Brigitte Müller, Beginn 15.00 Uhr im Gemeindehaus von St. Katharinen. Die Leiterin des Personalreferates der Braunschweigischen Landeskirche (Sitz in Wolfenbüttel) wird Historisches und Selbsterlebtes über den anfangs schwierigen Weg von Frauen in die kirchlichen Ämter darlegen. Inzwischen ist die evangelische Kirche offenbar weiter als andere Teile der Gesellschaft; zahlreiche Pfarrerinnen und einige Bischöfinnen bis hin zur Botschafterin für die Reformationsdekade Dr. Margot Käßmann scheinen das zu belegen. Kritiker beobachten auch problematische Seiten dieser Entwicklung: Der renommierte Münchener Theologieprofessor und Kritiker der protestantischen Kirchen(leitungen) Friedrich Wilhelm Graf etwa spricht sogar von einer „Feminisierung“ des Pfarrberufes. Die Situation bleibt also umstritten und es lohnt sich genau hinzusehen und hinzuhören. Die Veranstaltung, die mit einer Einführung durch Pfarrer Werner Busch und einem Kaffeetrinken beginnt und um 17.00 Uhr endet, wird von der Domgemeinde und St. Katharinen gemeinsam verantwortet und steht im Zusammenhang mit dem Jahresthema „Reformation und Toleranz“. Der Eintritt ist frei und keine Anmeldung erforderlich.

Mittwoch, 25. September 2013

„Der Weg von Frauen in die Ämter der Kirche – Erinnerungen und Erfahrungen“

Oberlandeskirchenrätin Brigitte Müller, Wolfenbüttel

15.00 bis 17.00 Uhr im Gemeindehaus von St. Katharinen am Hagenmarkt (rollstuhlgeeigneter Zugang und Fahrstuhl vorhanden), mit Kaffee und Kuchen. Eintritt ist frei.

„Wo Christen nicht mehr mitkönnen“

Mit einem Akademie-Abend zum Thema „Wo Christen nicht mehr mitkönnen“ werden am Donnerstag, 5. September 2013 ab 19 Uhr Grenzen der Toleranz vermessen. Anhand zweier historisch bedeutsamer Beispiele aus dem 20. Jahrhundert sollen Notwendigkeit und Praxis von „Widerstand und Protest im evangelischen Glauben“ vorgestellt und nachvollzogen werden.

Weth_RudolfAuf den Kirchenkampf und die Bildung der Bekennenden Kirche als Widerstand gegen den Totalitätsanspruch der nationalsozialistischen Diktatur wird der Theologe, ehemaliger Direktor und Verlagsleiter Dr. Rudolf Weth (Neukirchen-Vluyn) das Augenmerk lenken. Im Mittelpunkt seines Vortrages wird die „Barmer Theologische Erklärung“ von 1934 stehen, die bis heute in vielen evangelischen Landeskirchen einen hohen Stellenwert innehat bis hin zum Rang eines Bekenntnisses.

Anschließend wird Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller von der Evangelischen Kirche von Westfalen (Bielefeld) über die Kontroversen der Wiederbewaffnung nach dem 2. Weltkrieg und der Stationierung von Atomwaffen nach dem Nato-Doppelbeschluss in den 70er und 80er Jahren sprechen. Auch damals wurde die Forderung erhoben, dass Christen und Kirchen in den „status confessionis“ treten sollten. Mit diesem Begriff ist die schärfste Form des theologischenMoellerUlrich_02 Protestes benannt, wie sie auch zur Zeit der Nationalsozialistischen Diktatur praktiziert wurde. Dr. Möller war in den 80er Jahren als Doktorand des späteren Bischofs und Ratsvorsitzenden Dr. Wolfgang Huber an den kontroversen Debatten beteiligt und hat mit dem Begriff „processus confessionis“ einen neuen, weiterführenden Aspekt in die Diskussion gebracht. Über beiden Referaten und den Plenumsdiskussionen steht die Frage: Unter welchen Umständen und im Blick auf welche gesellschaftlichen Problemfelder könnte die Option des Bekennens für evangelische Christen wieder akut werden?

Für den  Abend, der in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie Abt Jerusalem und der Ev.-luth. Propstei Braunschweig verantwortet und von Regionalstudienleiter Pfarrer Werner Busch moderiert wird, ist keine Anmeldung erforderlich, der Eintritt ist frei, Interessierte sind willkommen. Die Veranstaltung endet um 21.45 Uhr.

Von der Dreiecksbeziehung im Doppelgebot …

Um eine Dreiecksbeziehung der besonderen Art geht es im Doppelgebot der Liebe und im Kantatengottesdienst am kommenden Sonntag, 25. August 2013 um 10.30 Uhr in der Katharinenkriche. Der Mensch steht eigentlich immer zwischen den Stühlen: er lebt im Gegenüber zu Gott und zu seinem MitmMose im Kirchenfenster Apsis St. Katharinenenschen. Die beiden Gebotstafeln von Mose werden oftmals auch so interpretiert: Gebote für das Gottesverhältnis im engeren Sinne einerseits und daneben weitere Gebote für das zwischenmenschliche Zusammenleben andererseits.

Zur Aufführung kommt die Bachkantate „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben“ (BWV 77) mit Kammerorchester und Kantorei von St. Katharinen sowie Solisten und Sängern aus dem Bereich der gesamten Landeskirche unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Claus-Eduard Hecker. Musik und Wort gehen unter der Frage „Wer ist mein Nächster?“ einem Daseinsverständnis und einer Lebenspraxis nach, wie sie im christlichen Glauben mit dem Liebesgebot eröffnet wird. Die aktuelle Themenreihe „Toleranz konkret – Wie können wir leben?“ findet in diesem Gottesdienst einen weiteren inhaltlichen Höhepunkt. Die Kirchengemeinde lädt ein.

„Eine neue Liebe ist wie ein neues …“

DSCI0683Wenn man die christliche Sexualethik in einem Satz zusammenfassen sollte, welchen würden Sie wählen? Die Predigt vom zurückliegenden Sonntag, 18. August 2013 an St. Katharinen versucht es mit einem Vers aus Gen 1, der auch mehrfach im Neuen Testament zitiert wird. Allerdings hat es der Prediger nicht geschafft, sich ganz auf diesen einen biblischen Satz zu begrenzen. Vom erotisch angehauchten Hohenlied Salomos bis zu einer delikaten Frage im 1. Korintherbrief kommt einiges zur Sprache. Im Kern geht es um Liebe, Bindung und Freiheit.

Hier kann man die Predigt nachlesen und herunterladen.

(Nichts) Neues unter der Sonne?

„Religion und Moderne“

Wie aktuell die Gottes- bzw. Wahrheitsfrage für das Toleranzthema nach wie vor ist, findet man in der vorletzten Beilage zur Wochezeitung „Das Paralement“ ereneut vorgeführt. In der Ausgabe 24/2013 „Aus Politik und ZeAPuz 2013Xitgeschichte“ bezieht der Publizist Robert Misik in seinem Eröffnungsbeitrag klar Position „Gegen Gott„. Dass er eine gewisse Lust an meinungsfreudigen Etikettierungen hat und sie charmant, eloquent und mit einer Brise subtilem Humor / Ironie vorzutragen weiß, kann man auch sonst auf seiner Homepage nachschauen. Misik gibt sich als aufmerksam und differenziert reflektierender Zeitgenosse. Doch durchweg alles, was sich irgendwie auf Gott bezieht, ist für ihn von vornherein suspekt. Er wirft sämtliche Religionen, Konfessionen und Glaubensweisen „alle zusammen“ (S.4) in einen Topf und findet in ihnen vor allem eines: „Frömmlerei“, die auch durch das überraschende Lob, das er am Ende doch noch ausspricht, nicht aufgewogen wird.

Man muss sich schon sehr bemühen, in der insgesamt ziemlich undifferenzierten Pauschalkritik von Robert Misik einen Gedanken auszumachen, der einen zu reflektiertem Widerspruch lockt und eine Debatte eröffnen könnte. Die inzwischen bis zum Abwinken populären Schlussfolgerungen zum Thema Monotheismus werden nur wiedergekäut, und so manche süffisante Anmerkung signalisiert in Sachen Religion Debattenresistenz bzw. -Abstinenz. Es lebe der Gemeinplatz, der eine weitgehend diskursfreie Zustimmung erheischt. Religionskritik, die dem Glauben an Gott intellektuelle Unredlichkeit und Bigotterie vorwirft, kann sich selbst zugleich post-diskursiv gebärden. Diese Rreligionskritik hat das Nachdenken, das Gespräch, die Auseinandersetzung scheinbar schon hinter sich und ist gerade dabei, die Akte zu schließen. Verglichen mit der (zugegeben durchaus ambivalenten) gesellschaftlichen Relevanz, die Religionen / Kirchen in ihren instutionalisierten und informellen Formen haben, ist das definitiv zu wenig, auch wenn es von vielen für hinreichend plausibel gehalten wird.

Seine Stärke zeigt dieser Beitrag erst, wenn man das ihm nachfolgende Plädoyer des Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider daneben hält. Schneiders Hauptargument liegt mit dem Schlusslob von Misik durchaus auf einer Linie und knüpft beinahe nahtlos daran an. Es geht auch ihm – in seiner Rolle als Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider– um die gesellschaftliche Nützlichkeit von Religion bzw. Kirche („Wohltat für die Gesellschaft“, S.8), aus der sie ihre Evidenzen ziehen kann. Religion als „politische Ressource“ (S.7) und als wichtiger Akteur in der Zivilgesellschaft. Für die großen Herausforderungen braucht die Gesellschaft Religion als „motivierende Gestaltungskraft einer inneren Überzeugung“ (S.9). Fraglos sind die Kirchen für ihn zuständig für Religion in diesem Sinne. Die Argumente und Hinweise, die Schneider hierzu anführt, sind in der Kürze seines Essays ausreichend benannt. Das Böckenförde-Diktum ist die sachliche Hauptstütze der Argumentation: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.

Der kurze Abschnitt über das Herr-Sein Jesu Christi (S.8) wirkt leider wie ein Nebenpfad auf dem Argumentationsweg des kirchenleitenden Theologen. Die Ausführungen hierzu entpuppen sich als ein „Schlenker“, der letztlich wieder in die Hauptrichtung seiner beruhigenden Nützlichkeitsüberlegungen einmündet. Auch der Hinweis auf Christus bleibt also argumentativ ganz innerhalb der aufgebauten Relevanz-Logik, deren Kriterium die positive gesellschaftliche Wirkung ist.

Während Misik mit dem Nützlichkeitsargument den Kern und Wahrheitsanspruch des christlichen Glaubens direkt angreift („Gegen Gott“), erscheint die Argumentation des Theologen gerade in diesem Punkt eher ausweichend und defensiv. Das theologische Argumentationsmodell läuft nach dem Motto: den Spieß umdrehen, als sollte gesagt werden: Doch, die Kirche und ihr Glaube sind nützlich und gut für die Gesellschaft! Was Schneider hier führt, ist ein Kirchenbeweis. Die argumentative Grundstruktur ist den Gottesbeweisen in ihrem populären Fassung durchaus ähnlich: Auf Grund bestimmter beobachtbarer Phänomene oder Überlegungen muss es Gott geben. Hier nun: Es muss die Kirche geben („unverzichtbar“, S. 6), weil sie eine politische, gesellschaftliche Wohltat ist. Die Wahrheitsfrage, um die die Religionskritik mit ihrem Nützlichkeitsargument letztlich kreist und die sie damit zu erledigen versucht, wird vom Theologen mit Hilfe desselben Argumentes zurückgestellt, untergeordnet.

Die erste und dritte These der Barmer Theologischen Erklärung in dieser Debatte auch argumentativ auszuformulieren und als begehbaren Denk- und Glaubensweg zu beschreiben, gehört m.E. zu den anstehenden und unerledigten Aufgaben von Theologie und Kirche. Die Herausforderung dazu hat Misik erneut gegeben.

BTE

 

Toleranz konkret – neues Programm

Programm von Juli bis November

„Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein.“ Dieser polemische Satz benennt ein Problem, das mit Polemik nicht zu lösen ist.

Als Nebenwirkung der allseits erhobenen Toleranzforderung ist ein zunehmendes Bedürfnis nach Grenzen und Leitlinien zu verzeichnen. Das Zusammenleben gleicht oft einer „geschlossenen Gesellschaft“, da eingespielte Gewohnheiten, Ratlosigkeit und verzweigte Strukturen die Handlungsspielräume einengen. Die 10 Gebote als die klassischen No goes der christlichen Tradition sind eine kräftige Intervention, ein Eingriff in diese Befindlichkeit. Sie konfrontieren und geben zu denken, denn sie bringen Gott ins Spiel. Das Bedenken und Erproben der biblischen Beziehungs-Ethik führt schließlich zu der Frage: Ist Toleranz ohne die Option des Verzeihens überhaupt denkbar?

In einer Gottesdienstreihe an St. Katharinen und begleitenden Veranstaltungen wird unter dem Jahresthema „Reformation und Toleranz“ den Fragen nachgegangen.

 28. Juli um 10.30 Uhr                                     

„… keine Kompromisse, kein anderes Bier …“ Kein anderer Gott? Christsein zwischen anything goes und Intoleranz

Das erste Gebot.

 

4. August um 10.30 Uhr

Die Gebote der sogenannten Ersten Tafel als Formatierung des christlichen Lebens

 

11. August um 10.30 Uhr

„Du sollst nicht (alle) töten!“

Das fünfte gebot

 

18. August um 10.30 Uhr

„Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“

Das „sexte“ Gebot

 

25. August um 10.30 Uhr

„Wer ist mein Nächster?“

Über die Dreiecksbeziehung im Doppelgebot der Liebe

Gottesdienst mit Kantate, Kantorei St. Katharinen

 

5. September 19.00 bis 21.30 Uhr Akademietagung

Wo Christen nicht mehr mitkönnen.

Widerstand und Protest

Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller (Ev. Kirche von Westfalen)

 

8. September um 10.30 Uhr

„Sie können die Wahrheit doch gar nicht ertragen!“

Über (Lebens-) Lügen und andere Sprechakte

Mit Bläserchor St. Katharinen

 

10. September 19.00 bis 21.30 Uhr

Sieben Wege zum Unglücklichsein – die Tödsünden

Über christliche Lebenskunst

Prof. Dr. Hanna Gerl-Falkovitz, Dresden

 

15. September um 10.30 Uhr

„Das geht ja gar nicht.“

Gibt es christliche Tabus? Über Todsünden und den Tod der Sünde

 

22. September um 10.30 Uhr

„Eltern haben die Leute immer.“

Geht Gott dazwischen? Das vierte gebot und die Generationen

Gottesdienst mit der Alzheimergesellschaft Braunschweig, Bürgermeisterin Fredrike Harlfinger

Musik von J.S. Bach, A. Dvorak u.a.

 

29. September um 12.00 Uhr

Haltet den Sonntag heilig! Er tut uns gut.“

Das dritte Gebot in Aktion

Predigt: Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber

Musik von J.A. Södermann, K.Nystedt u.a.; Kantorei St. Katharinen

 

6. Oktober um 10.30 Uhr Erntedankfest

„Drei, zwei, eins, meins.“

Recht auf Eigentum. Recht auf Wachstum?

Das verflixte siebte, neunte und zehnte Gebot.

 

20. Oktober um 10.30 Uhr

„Jeder nach seiner Facon“ (1)

Christsein im Spannungsfeld verschiedener Lebensentwürfe

 

27. Oktober um 10.30 Uhr

„Jeder nach seiner Facon“ (2)

Urchristlicher Pulralismus als Modell für die Kirche von heute?

Der Beitrag des Völkerapostels Paulus

 

31. Oktober um 19.30 Uhr (Reformationsfest

„Wie viel Religion verträgt die Gesellschaft?“

OKR Dr. Petra Bahr, Kulturbeauftragte der EKD, Berlin

Mit Kantate „Gott, der Herr, ist Sonne und Schild von J.S. Bach (BWV 79); Kantorei St. Katharinen und Solisten, Leitung: LKMD Claus-Eduard Hecker

 

1. bis 3. November:

„Ehrfurcht vor dem Leben“

Symposium zu Albert Schweitzer, 100 Jahre Lambarene

Detailliertes Programm folgt in Kürze

 

17. November um 10.30 Uhr (Volkstrauertag)

„Erlöse uns von dem Bösen“

Heißt tolerant sein, Unerträgliches ertragen müssen?

Vom Umgang mit dem Übel

 

18. November 19.00 bis 21.30 Uhr

Wenn Menschen (für sich selber) untragbar werden

Humanität und Intoleranz

Prof. Dr. Peter Zimmerling, Leipzig

 

20. November um 18.00 Uhr (Buß- und Bettag)

„Hoffnungsvolles Heute“

Literaturgottesdienst über Verstrickung Aufbruch, einen neuen Anfang finden

mit Kammermusik

Georg Renz (Staatstheater Braunschweig); LKMD Claus-Eduard Hecker, Ulrike Hecker, Christiane Hecker, Pfarrer Werner Busch

 

24. November um 10.30 Uhr (Ewigkeitssonttag)

Unerträglich lebensmüde oder alt und lebenssatt?

Christliche Hoffnung zwischen Todessehnsucht, Lebenswillen und Zukunftsgewissheit

Mit Kantorei St. Katharinen, Leitung: LKMD Hecker

 

Quellenangaben zu einzelnen Titeln :

28. Juli: Werbeslogan von Jever Pilsener

18. August: Songtitel von Jürgen Marcus

8. September: Zitat aus dem Film „Top Gun“

6. Oktober: Werbeslogan von eBay

Wie sollen wir leben? Toleranz konkret

Mose 1

Einstimmung auf die Zehn Gebote

„Wie sollen wir leben?“ Dass diese Frage  durch die Jahrtausende hindurch immer neu gestellt wird, bis heute, zeigt: richtiges Handeln und das gute Leben verstehen sich nicht von selbst. Die Frage ist nicht selbstverständlich, war es vielleicht noch nie. Sie bereitet Mühe. Dennoch liegt sie in der Luft. Sie erfordert einen offenen Geist und die Fähigkeit, sich zu verändern.

Haben wir überhaupt eine freie Wahl, so zu leben wie wir es für richtig und gut halten? Die Frage müsste vielleicht präziser so gestellt werden: Wie können wir denn leben? Vieles ist für den Einzelnen schon vorentschieden. Unsere komplexe Gesellschaft funktioniert durch viele Mechanismen und Vernetzungen; wir leben in Zusammenhängen, die wir selber nicht erschaffen haben und oftmals kaum durchschauen. Ethisch zu leben, ist eine besondere Herausforderung. Wie sollen – und können – wir  miteinander leben?

Die 10 Gebote enthalten keine einfachen Antworten auf die gestellte Frage. Sie sind mit ihrem „Du sollst“ starke Signalworte, sie sind konfrontativ und geben zu denken. Sie geben zu denken, weil sich mit ihnen Gott selber ins Spiel bringt: „Ich bin  .. dein ….“. Was kann das bedeuten? Mit den klassischen 10 Worten (Dekalog) tritt ER In die durch Ratlosigkeit und eingespielte Gewohnheiten ‚geschlossene Gesellschaft‘ ein. Energisch stellt ER sich zwischen uns: „nicht töten“, „nicht stehlen“, „nicht begehren“ usw.

„Sich im Denken orientieren“ (Immanuel Kant) und „aus dem Glauben leben“ (Paulus) sind in evangelischer Tradition kein Gegensatz. Es bedeutet: das zwischenmenschliche Zusammenleben als ein Zusammenleben mit Gott neu denken und gestalten. Christus hat das selber gelebt und gelehrt, hat zusammengebracht, was zusammengehört: Gott und Mensch, Mensch und Mitmensch. Wir werden in den Wochen ab Ende Juli der Frage nachgehen, wie man sich in dieser Konstellation zurechtfindet.

Ich lade Sie, liebe Leserin und lieber Leser, herzlich ein, in den Gottesdiensten und Veranstaltungen mit zu bedenken und zu erproben, wie unser Leben ein Leben mit Gott und ein Leben als Mitmensch werden kann. Herzliche Grüße Ihr Werner Busch

Der erste Gottesdienst dieser Reihe: Sonntag, 28. Juli 2013 um 10.30 Uhr in der Katharinenkirche am Braunschweiger Hagenmarkt: „Keine Kompromisse, kein anderes Bier …“ Kein anderer Gott? Christsein zwischen anything goes und religiöser Intoleranz Quelle der Überschrift: Werbung Jever Pilsener

Bild dieses Beitrags: Mose mit den Gebotstafeln (Epitaph für Jürgen von der Schulenburg und seine Frau Lucia an der Westseite im südlichen Kirchenschaff der Katharinenkirche)

Landesrabbiner zu Gast an St. Katharinen

Landesrabbiner Jonah Sievers wird am kommenden Dienstag, 18. Juni 2013 um 20 Uhr im Gemeindehaus von St. Katharinen zu einem Vortrags- und Diskussionsabend erwartet. Für den Gemeindepfarrer Werner Busch ist dieser Abend ein Höhepunkt der Veranstaltungsreihe „Gott und Toleranz“, die nun seit einigen Wochen am Hagenmarkt verschiedene Akzente gesetzt hat, zuletzt eine Aufführung von Lessings „Nathan der Weise“.

Der jüdische Gelehrte Jonah Sievers ist über sein GemeinderabbinJonah_Sieversat in der Jüdischen Gemeinde Braunschweig hinaus als Landesrabbiner für Niedersachsen tätig und Mitglied  der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ARK), einem liberalen, progressiven Zusammenschluss von Rabbinern unter dem Dach des Zentralrates der Juden.

Der interreligiöse Dialog ist für Sievers eine unverzichtbare Aufgabe seines Rabbinates und wird auch in seinem Vortrag zum Thema „Gottesfrage und Toleranz im jüdischen Glauben“ bedacht werden. Denn in der Gottesfrage sind Judentum und Christentum einander einerseits nah und doch auch in wesentlichen Fragen unterschieden. Der Abend wird in Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit ausgerichtet und ist öffentlich, Eintritt frei.

Ins Kerngehäuse der Toleranz

 

Nathan_ZeitungMai2013Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie zu diesem Vortragsabend über ein Thema, das in verschiedener Hinsicht sehr aktuell ist. Wird doch „Nathan der Weise“ von einem prominenten Schauspiel-Ensemble aus der „sogenannten Hauptstadt“ in die „sogenannte Provinz“, man könnte mit noch mehr Recht sagen: nach Hause gebracht. Aber das ist nicht der Grund, wenn auch eine sehr schöne und höchst willkommene Vermehrung der Anlässe für diesen Abend.

Im Rahmen des Themenjahres der Evangelsichen Kirche für 2013 hat sich der bundesdeutsche Protestantismus weniger einer Jahreszahl als vielmehr einer sehr aktuellen Frage gewidmet: der Toleranz. Unter dem Stern dieses Themas sind wir hier an St. Katharinen nun schon seit einigen Wochen unterwegs, um einer der nicht wenigen Kernfragen zur Toleranz nachzugehen. Wir dringen sozusagen in das Kerngehäuse ein und bleiben nicht nur bei äußerlichen Forderungen stehen. Zumal der Toleranzbegriff ja auch schon ziemlich abgekaut aussieht, aber doch den Keim für das Zusammenleben im Zeitalter von Globalisierung und Clash of Cultures in sich trägt, oder zumindest tragen sollte.

Die Gottesfrage ist sicher einer dieser möglichen Kerne oder Keime, die in der Toleranzdebatte nicht erst seit kurzem virulent sind. Es ist durchaus umstritten, ob aus dem Gottesglauben wirklich etwas Gutes und Lebensienliches erwächst. Schon Arthur Schopenhauer sagte: „In der That ist Intoleranz nur dem Monotheismus wesentlich.“ Das ist ein steiler Vorwurf, dem sich der christliche Glaube – und nicht allein er – ausgesetzt sieht. Ein solcher Vorwurf sollte Kirche, Christenmenschen und alle Freunde der Religion dazu veranlassen, die Frage nach Gott auf’s neue zu stellen.

Dass diese Frage längst nicht nur von Theologen zu stellen geschweige denn von ihnen gepachtet worden ist, machte der Beinahe-Theologe Gotthold Ephraim Lessing in seinem Nathan und anderen Schriften deutlich. Auch die Referentenwahl für diesen Abend spricht es aus. Die Gottesfrage gehört nicht allein der Kirche und ihren sogenannten Geistlichen. Sie ist vielmehr Allgemeingut, auch wenn sie wohl nie in allgemeiner Abstraktheit zu beantworten sein wird.

Ich begrüße Herrn Dr. Helmut Berthold, Geschäftsführer der Lessing-Akademie in Wolfenbüttel. Und ich danke Ihnen, lieber Herr Berthold, dass Sie diesen Termin für uns möglich gemacht und trotz eines regelmäßig über die Ufer tretenden Aufgabenstroms für uns frei gehalten haben.

Meine Damen und Herren, der Selbstaussage unseres Referenten, dass er ein langweiliger Mensch sei, wird man kaum zustimmen mögen. Dieses selbstironische Understatement lässt eine gewisse Affinität, vielleicht sogar eine entfernte Seelenverwandtschaft mit demjenigen erahnen, dessen Werk Herr Berthold seit 1999 seine berufliche Arbeit widmet. Die Mischung aus ernster Nachenklichkeit und kritischer Analyse mit feinem und zuweilen spitzem Humor war ja durchaus auch ein Zug des großen Aufklärers, dessen Stücke oft als Vermischung von Tragödie und Komödie gerieten …

Aus der Einführung und Begrüßung ,die W. Busch am Beginn des Vortragsabends am 28. Mai 2013 um 20.00 Uhr im Gemeindessal St. Katharinen hielt. Thema des Abends: „Wem eignet Gott?“ Dr. ´Hemut Berthold, Geschäftsführer der Lessing-Akademie e.V. Wolfenbüttel.

Titelbild dieses Beitrags: Auszug aus der Braunschweiger Zeitung vom 28.5.2013.