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Barmen in Braunschweig?

Heimbucher_PortraitDie erste 100 Tage nach seinem Amtsantritt hat er bereits hinter sich. Am Dienstag, 27. Mai 2014 um 20 Uhr kommt der neue Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Landeskirche zu einem Vortrag nach Braunschweig in die Bartholomäuskirche an der Schützenstraße. Dr. Martin Heimbucher ist im November 2013 von der reformierten Landessynode in Leer in das höchste Amt der reformierten Landeskirche gewählt worden und bekleidet damit ein Amt, das als reformiertes Pendant zu den lutherischen Landesbischöfen gilt. Nun stattet der promovierte Theologe auch Braunschweig einen Besuch ab und wird am kommenden Dienstag einen Vortrag halten, zu dem ihn die Reformierte Gemeinde Braunschweig und die lutherische Kirchengemeinde eingeladen haben.

Er macht damit den Auftakt für eine Veranstaltungs- und Gottesdienstreihe, die die lutherische Katharinengemeinde und die Reformierte Gemeinde gemeinsam initiieren und verantworten. Anhand der Barmer Theologischen Erklärung, deren diesjähriges 80. Jubiläum mit diesem Projekt begangen wird, spricht Heimbucher über das Thema „Kirche als Gemeinde“.  Er selbst war etwa 20 Jahre im Gemeindedienst und 6 Jahre als Theologischer Referent im Kirchenamt tätig, bevor ihn die reformierte Synode in sein neues Amt wählte.

„Die Barmer Theologische Erklärung ist mein Leib- und Magenthema“, bekennt der Reformierte Theologe, der sich schon während seines Studiums mit Forschungen zum Themenfeld Kirchenkampf, Bekennende Kirche und Dietrich Bonhoeffer beschäftigt hat. Es komme ihm aber nicht allein auf historische Erinnerungen an, so Heimbucher. Vielmehr liegt ihm an der Aktualität dieses theologischen Textes. Die Barmer Erklärung ist zwar auf der sogenannten „Bekenntnissynode vom 29. bis 31. Mai 1934 in Wuppertal-Barmen entstanden und war zunächst eine theologische Kampfansage der Bekennenden Kirche gegen die ideologische Vereinnahmung der evangelischen Kirche durch die Nationalsozialisten.

Die in den 6 Thesen formulierten Einsichten, so Heimbucher, sind jedoch so grundlegend und wegweisend, dass sie in der Evangelischen Kirche inzwischen allgemein einen hohen Rang genießen und das kirchliche Leben mitprägen. Der lutherische Braunschweiger Katharinenpfarrer Werner Busch und sein reformierter Kollege Klaus Kuhlmann haben sich zusammen mit den Vorständen ihrer Kirchengemeinden deshalb zu diesem gemeinsames Projekt entschlossen, das im Themenjahr der EKD „Reformation und Politik“ eine neuere und aktuelle Themenstellung aufgreift. Der erste Gottesdienst dieser Reihe unter dem Motto „Im Leben und im Sterben – frei!“ findet am Sonntag, 1. Juni um 10.30 Uhr in der Katharinenkirche am Braunschweiger Hagenmarkt statt.

Die „Ars Crucis“ des Bildhauers Wilhelm Groß

Wilhelm Groß„Kunst als Verkündigung“. Dieses Wortpaar ist gegenwärtig nur mit einem Fragezeichen vorstellbar. Für den Bildhauer Wilhelm Groß (1883-1974) war beides eng verbunden. Er verstand sich als gestaltender Prediger und begriff sein künstlerisches Programm als „Ars crucis“, Kreuzes-Kunst. W. Groß war Mitglied der Bekennenden Kirche, jener kirchlichen Minderheit, die einen theologischen Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur unter Adolf Hitler praktizierte. Aus dem Kreis bekennender Gemeinden fand Groß, selbst Christ mit jüdischen Wuzreln, Freunde und Auftraggeber in schwieriger Zeit. Derzeit wird eine repräsentative Auswahl seiner Werke in einer Ausstellung im Kreismuseum Oberhavel in Oranienburg ausgestellt.

Am kommenden Mittwoch, 9. April 2014, wird sein Sohn, Professor Uwe Karsten Groß einen einführenden Vortrag im Gemeindesaal von St. Katharinen am Hagenmarkt halten. Mit Lichtbildern und Dokumenten aus dem privaten Archiv wird Uwe Karsten Groß, der in den 60er Jahren Kantor an St. Katharinen war, in das Lebenswerk seines Vaters einführen. Der Vortrag findet im Rahmen von „Mittwoch-Nachmittag an St. Katharinen“ statt, einer wöchentlichen Veranstaltung, die von der Domgemeinde und der Kirchengemeinde St. Katharinen gemeinsam verantwortet wird. Beginn um 15 Uhr, mit Kaffee und Kuchen, Ende um 17.00 Uhr. Eintritt ist frei.

„Wo Christen nicht mehr mitkönnen“

Mit einem Akademie-Abend zum Thema „Wo Christen nicht mehr mitkönnen“ werden am Donnerstag, 5. September 2013 ab 19 Uhr Grenzen der Toleranz vermessen. Anhand zweier historisch bedeutsamer Beispiele aus dem 20. Jahrhundert sollen Notwendigkeit und Praxis von „Widerstand und Protest im evangelischen Glauben“ vorgestellt und nachvollzogen werden.

Weth_RudolfAuf den Kirchenkampf und die Bildung der Bekennenden Kirche als Widerstand gegen den Totalitätsanspruch der nationalsozialistischen Diktatur wird der Theologe, ehemaliger Direktor und Verlagsleiter Dr. Rudolf Weth (Neukirchen-Vluyn) das Augenmerk lenken. Im Mittelpunkt seines Vortrages wird die „Barmer Theologische Erklärung“ von 1934 stehen, die bis heute in vielen evangelischen Landeskirchen einen hohen Stellenwert innehat bis hin zum Rang eines Bekenntnisses.

Anschließend wird Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller von der Evangelischen Kirche von Westfalen (Bielefeld) über die Kontroversen der Wiederbewaffnung nach dem 2. Weltkrieg und der Stationierung von Atomwaffen nach dem Nato-Doppelbeschluss in den 70er und 80er Jahren sprechen. Auch damals wurde die Forderung erhoben, dass Christen und Kirchen in den „status confessionis“ treten sollten. Mit diesem Begriff ist die schärfste Form des theologischenMoellerUlrich_02 Protestes benannt, wie sie auch zur Zeit der Nationalsozialistischen Diktatur praktiziert wurde. Dr. Möller war in den 80er Jahren als Doktorand des späteren Bischofs und Ratsvorsitzenden Dr. Wolfgang Huber an den kontroversen Debatten beteiligt und hat mit dem Begriff „processus confessionis“ einen neuen, weiterführenden Aspekt in die Diskussion gebracht. Über beiden Referaten und den Plenumsdiskussionen steht die Frage: Unter welchen Umständen und im Blick auf welche gesellschaftlichen Problemfelder könnte die Option des Bekennens für evangelische Christen wieder akut werden?

Für den  Abend, der in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie Abt Jerusalem und der Ev.-luth. Propstei Braunschweig verantwortet und von Regionalstudienleiter Pfarrer Werner Busch moderiert wird, ist keine Anmeldung erforderlich, der Eintritt ist frei, Interessierte sind willkommen. Die Veranstaltung endet um 21.45 Uhr.