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Johannes der Täufer und PEGIDA

St Katharinen Braunschweig„In diesen Wochen kommt man kaum daran vorbei, in öffentlichen Reden mindestens einen Seitenblick auf die Ereignisse rund um das PEGIDA-Phänomen zu werfen.“ Pfarrer Werner Busch hat in drei Predigten zu Lukas 3 mehr oder weniger direkt Bezug darauf genommen.

Die Predigten können hier herunter geladen werden.

 

„Freijo“: Predigt zu Lukas 3 am 11. Januar 2015

„Entwurzelung“: Predigt zu Lukas 3 am 18. Januar 2015

„Ja.“ Predigt zu Lukas 3 am 25. Januar 2015

 

 

Freiheit und Bindung – Barmen II

Wuppertal_Gemarker_Kirche_innen„Totalitätsansprüche erleben Menschen nicht nur in Diktaturen“, sind sich die beiden Braunschweiger Theologen Klaus Kuhlmann von der Reformierten Gemeinde und Werner Busch von St. Katharinen einig. Angeblich alternativlose Sachzwänge und absolut gesetzter Leistungsdruck prägen Teile unserer Gesellschaft. Am kommenden Sonntag setzen die genannten Kirchengemeinden die Predigtreihe zur Barmer Theologischen Erklärung in einem Gottesdienst um 10.30 Uhr in der Katharinenkirche am Hagenmarkt fort. Die Predigt von Klaus Kuhlmann zur zweiten Barmer These handelt von der christlichen Freiheit als Durchbrechung von Totalitätsansprüchen. Kuhlmann geht der Frage nach, wodurch das geschieht und welche Konsequenzen das nach sich zieht. Im Anschluss wird zum Kirchenkaffee eingeladen, einer Gelegenheit für zwanglose Begegnung und Gespräch nach dem Gottesdienst. Die Barmer Erklärung kann im Internet hier nachgelesen werden.

„Gemeinde und Welt“ – Spannend

Barmer Erklärung 1„Im Leben und im Sterben – frei!“ Die unter diesem Motto stehende Gottesdienstreihe zum 80-jährigen Jubiläum der Barmer Theologischen Erklärung wird am kommenden Sonntag fortgesetzt. Im Rahmen dieses gemeinsamen Projektes laden die Reformierte Gemeinde Braunschweig und die Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Katharinen am Pfingststonntag zu einem besonderen musikalisch-thematischen Gottesdienst ein.Das Tübinger Celloensemble wird mit Werken von Franz Lachner, Frederick A. Fox und Théodore Dubois musikalische Akzente setzen.

Die Predigt von Pfarrer Werner Busch greift die 3. These der Barmer Erklärung auf und thematisiert das Verhältnis von „Gemeinde und Welt“. Pfarrer Busch dazu: „Wir haben uns daran gewöhnt, die Kirche als einen Teil der Gesellschaft zu begreifen, und sie spiegelt ja auch tatsächlich in vielem die Chancen und Probleme unserer Gegenwart wieder. Die Barmer These weist aber darauf hin, dass es dennoch eine letzte Distanz und eine grundlegende Unterscheidung zwischen Kirche und Staat, Gemeinde und Umfeld gibt und geben muss.“ Woraus sich diese Spannung ergibt und was sie für das Kirchen- und Gemeindeleben bedeutet, darauf wird Busch am Sonntag in seiner Predigt näher eingehen. Im Anschluss an den Gottesdienst wird wieder zum Kirchenkaffee eingeladen.

Kurze Einführung zur Barmer Erklärung

BARMERZEITUNGKurzfristig musste Kirchenpräsident Heimbucher absagen. Als Ersatz haben die Pastoren Klaus Kuhlmann und Werner Busch ein alternatives Programm für den AUftakt des Projektes „Im Leben und im Sterben -. frei!“ zur Barmer Theologischen Erklärung gestaltet.

Hier finden Sie eine kurze Einführung von Pfarrer Werner Busch:

Barmen in Braunschweig?

Heimbucher_PortraitDie erste 100 Tage nach seinem Amtsantritt hat er bereits hinter sich. Am Dienstag, 27. Mai 2014 um 20 Uhr kommt der neue Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Landeskirche zu einem Vortrag nach Braunschweig in die Bartholomäuskirche an der Schützenstraße. Dr. Martin Heimbucher ist im November 2013 von der reformierten Landessynode in Leer in das höchste Amt der reformierten Landeskirche gewählt worden und bekleidet damit ein Amt, das als reformiertes Pendant zu den lutherischen Landesbischöfen gilt. Nun stattet der promovierte Theologe auch Braunschweig einen Besuch ab und wird am kommenden Dienstag einen Vortrag halten, zu dem ihn die Reformierte Gemeinde Braunschweig und die lutherische Kirchengemeinde eingeladen haben.

Er macht damit den Auftakt für eine Veranstaltungs- und Gottesdienstreihe, die die lutherische Katharinengemeinde und die Reformierte Gemeinde gemeinsam initiieren und verantworten. Anhand der Barmer Theologischen Erklärung, deren diesjähriges 80. Jubiläum mit diesem Projekt begangen wird, spricht Heimbucher über das Thema „Kirche als Gemeinde“.  Er selbst war etwa 20 Jahre im Gemeindedienst und 6 Jahre als Theologischer Referent im Kirchenamt tätig, bevor ihn die reformierte Synode in sein neues Amt wählte.

„Die Barmer Theologische Erklärung ist mein Leib- und Magenthema“, bekennt der Reformierte Theologe, der sich schon während seines Studiums mit Forschungen zum Themenfeld Kirchenkampf, Bekennende Kirche und Dietrich Bonhoeffer beschäftigt hat. Es komme ihm aber nicht allein auf historische Erinnerungen an, so Heimbucher. Vielmehr liegt ihm an der Aktualität dieses theologischen Textes. Die Barmer Erklärung ist zwar auf der sogenannten „Bekenntnissynode vom 29. bis 31. Mai 1934 in Wuppertal-Barmen entstanden und war zunächst eine theologische Kampfansage der Bekennenden Kirche gegen die ideologische Vereinnahmung der evangelischen Kirche durch die Nationalsozialisten.

Die in den 6 Thesen formulierten Einsichten, so Heimbucher, sind jedoch so grundlegend und wegweisend, dass sie in der Evangelischen Kirche inzwischen allgemein einen hohen Rang genießen und das kirchliche Leben mitprägen. Der lutherische Braunschweiger Katharinenpfarrer Werner Busch und sein reformierter Kollege Klaus Kuhlmann haben sich zusammen mit den Vorständen ihrer Kirchengemeinden deshalb zu diesem gemeinsames Projekt entschlossen, das im Themenjahr der EKD „Reformation und Politik“ eine neuere und aktuelle Themenstellung aufgreift. Der erste Gottesdienst dieser Reihe unter dem Motto „Im Leben und im Sterben – frei!“ findet am Sonntag, 1. Juni um 10.30 Uhr in der Katharinenkirche am Braunschweiger Hagenmarkt statt.

„Wo Christen nicht mehr mitkönnen“

Mit einem Akademie-Abend zum Thema „Wo Christen nicht mehr mitkönnen“ werden am Donnerstag, 5. September 2013 ab 19 Uhr Grenzen der Toleranz vermessen. Anhand zweier historisch bedeutsamer Beispiele aus dem 20. Jahrhundert sollen Notwendigkeit und Praxis von „Widerstand und Protest im evangelischen Glauben“ vorgestellt und nachvollzogen werden.

Weth_RudolfAuf den Kirchenkampf und die Bildung der Bekennenden Kirche als Widerstand gegen den Totalitätsanspruch der nationalsozialistischen Diktatur wird der Theologe, ehemaliger Direktor und Verlagsleiter Dr. Rudolf Weth (Neukirchen-Vluyn) das Augenmerk lenken. Im Mittelpunkt seines Vortrages wird die „Barmer Theologische Erklärung“ von 1934 stehen, die bis heute in vielen evangelischen Landeskirchen einen hohen Stellenwert innehat bis hin zum Rang eines Bekenntnisses.

Anschließend wird Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller von der Evangelischen Kirche von Westfalen (Bielefeld) über die Kontroversen der Wiederbewaffnung nach dem 2. Weltkrieg und der Stationierung von Atomwaffen nach dem Nato-Doppelbeschluss in den 70er und 80er Jahren sprechen. Auch damals wurde die Forderung erhoben, dass Christen und Kirchen in den „status confessionis“ treten sollten. Mit diesem Begriff ist die schärfste Form des theologischenMoellerUlrich_02 Protestes benannt, wie sie auch zur Zeit der Nationalsozialistischen Diktatur praktiziert wurde. Dr. Möller war in den 80er Jahren als Doktorand des späteren Bischofs und Ratsvorsitzenden Dr. Wolfgang Huber an den kontroversen Debatten beteiligt und hat mit dem Begriff „processus confessionis“ einen neuen, weiterführenden Aspekt in die Diskussion gebracht. Über beiden Referaten und den Plenumsdiskussionen steht die Frage: Unter welchen Umständen und im Blick auf welche gesellschaftlichen Problemfelder könnte die Option des Bekennens für evangelische Christen wieder akut werden?

Für den  Abend, der in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie Abt Jerusalem und der Ev.-luth. Propstei Braunschweig verantwortet und von Regionalstudienleiter Pfarrer Werner Busch moderiert wird, ist keine Anmeldung erforderlich, der Eintritt ist frei, Interessierte sind willkommen. Die Veranstaltung endet um 21.45 Uhr.

(Nichts) Neues unter der Sonne?

„Religion und Moderne“

Wie aktuell die Gottes- bzw. Wahrheitsfrage für das Toleranzthema nach wie vor ist, findet man in der vorletzten Beilage zur Wochezeitung „Das Paralement“ ereneut vorgeführt. In der Ausgabe 24/2013 „Aus Politik und ZeAPuz 2013Xitgeschichte“ bezieht der Publizist Robert Misik in seinem Eröffnungsbeitrag klar Position „Gegen Gott„. Dass er eine gewisse Lust an meinungsfreudigen Etikettierungen hat und sie charmant, eloquent und mit einer Brise subtilem Humor / Ironie vorzutragen weiß, kann man auch sonst auf seiner Homepage nachschauen. Misik gibt sich als aufmerksam und differenziert reflektierender Zeitgenosse. Doch durchweg alles, was sich irgendwie auf Gott bezieht, ist für ihn von vornherein suspekt. Er wirft sämtliche Religionen, Konfessionen und Glaubensweisen „alle zusammen“ (S.4) in einen Topf und findet in ihnen vor allem eines: „Frömmlerei“, die auch durch das überraschende Lob, das er am Ende doch noch ausspricht, nicht aufgewogen wird.

Man muss sich schon sehr bemühen, in der insgesamt ziemlich undifferenzierten Pauschalkritik von Robert Misik einen Gedanken auszumachen, der einen zu reflektiertem Widerspruch lockt und eine Debatte eröffnen könnte. Die inzwischen bis zum Abwinken populären Schlussfolgerungen zum Thema Monotheismus werden nur wiedergekäut, und so manche süffisante Anmerkung signalisiert in Sachen Religion Debattenresistenz bzw. -Abstinenz. Es lebe der Gemeinplatz, der eine weitgehend diskursfreie Zustimmung erheischt. Religionskritik, die dem Glauben an Gott intellektuelle Unredlichkeit und Bigotterie vorwirft, kann sich selbst zugleich post-diskursiv gebärden. Diese Rreligionskritik hat das Nachdenken, das Gespräch, die Auseinandersetzung scheinbar schon hinter sich und ist gerade dabei, die Akte zu schließen. Verglichen mit der (zugegeben durchaus ambivalenten) gesellschaftlichen Relevanz, die Religionen / Kirchen in ihren instutionalisierten und informellen Formen haben, ist das definitiv zu wenig, auch wenn es von vielen für hinreichend plausibel gehalten wird.

Seine Stärke zeigt dieser Beitrag erst, wenn man das ihm nachfolgende Plädoyer des Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider daneben hält. Schneiders Hauptargument liegt mit dem Schlusslob von Misik durchaus auf einer Linie und knüpft beinahe nahtlos daran an. Es geht auch ihm – in seiner Rolle als Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider– um die gesellschaftliche Nützlichkeit von Religion bzw. Kirche („Wohltat für die Gesellschaft“, S.8), aus der sie ihre Evidenzen ziehen kann. Religion als „politische Ressource“ (S.7) und als wichtiger Akteur in der Zivilgesellschaft. Für die großen Herausforderungen braucht die Gesellschaft Religion als „motivierende Gestaltungskraft einer inneren Überzeugung“ (S.9). Fraglos sind die Kirchen für ihn zuständig für Religion in diesem Sinne. Die Argumente und Hinweise, die Schneider hierzu anführt, sind in der Kürze seines Essays ausreichend benannt. Das Böckenförde-Diktum ist die sachliche Hauptstütze der Argumentation: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.

Der kurze Abschnitt über das Herr-Sein Jesu Christi (S.8) wirkt leider wie ein Nebenpfad auf dem Argumentationsweg des kirchenleitenden Theologen. Die Ausführungen hierzu entpuppen sich als ein „Schlenker“, der letztlich wieder in die Hauptrichtung seiner beruhigenden Nützlichkeitsüberlegungen einmündet. Auch der Hinweis auf Christus bleibt also argumentativ ganz innerhalb der aufgebauten Relevanz-Logik, deren Kriterium die positive gesellschaftliche Wirkung ist.

Während Misik mit dem Nützlichkeitsargument den Kern und Wahrheitsanspruch des christlichen Glaubens direkt angreift („Gegen Gott“), erscheint die Argumentation des Theologen gerade in diesem Punkt eher ausweichend und defensiv. Das theologische Argumentationsmodell läuft nach dem Motto: den Spieß umdrehen, als sollte gesagt werden: Doch, die Kirche und ihr Glaube sind nützlich und gut für die Gesellschaft! Was Schneider hier führt, ist ein Kirchenbeweis. Die argumentative Grundstruktur ist den Gottesbeweisen in ihrem populären Fassung durchaus ähnlich: Auf Grund bestimmter beobachtbarer Phänomene oder Überlegungen muss es Gott geben. Hier nun: Es muss die Kirche geben („unverzichtbar“, S. 6), weil sie eine politische, gesellschaftliche Wohltat ist. Die Wahrheitsfrage, um die die Religionskritik mit ihrem Nützlichkeitsargument letztlich kreist und die sie damit zu erledigen versucht, wird vom Theologen mit Hilfe desselben Argumentes zurückgestellt, untergeordnet.

Die erste und dritte These der Barmer Theologischen Erklärung in dieser Debatte auch argumentativ auszuformulieren und als begehbaren Denk- und Glaubensweg zu beschreiben, gehört m.E. zu den anstehenden und unerledigten Aufgaben von Theologie und Kirche. Die Herausforderung dazu hat Misik erneut gegeben.

BTE