Alle Beiträge von Redaktion

Samariter

von Wehmut getrieben ist dein Lebenswille

du suchst Ewigkeit

im Tun

willst du die seelennebel vertreiben

die aus der sterblichkeit aufsteigen

willst handelnd dem tode die stirn bieten

und gehst doch an Sterbenden wortlos vorüber.

#

der tatenbrunnen lässt wenig hoffnung schöpfen

vergiftet

ausgetrocknet

unerreichbar tief

das lebenswasser

mit welcher tat es heraufholen

zur erfrischung dürftigen daseins?

#

Liebe! zweimal!

du sollst im dreieck leben

hab zwischen den stühlen dein Sein

mach deine laufbahn

im Kraftfeld von Gott und des Nächsten

stell dich in das geheimnis des lebens

mitten hinein!

#

die antwort ist klug

doch ohne kraft

ohne tatkraft bringt sie nichts

herauf wie ein schöpfeimer

am zerrissenen strick.

#

ein verhasster Fremder muss kommen

Samariter-Christus

der verbindet

hebt auf

und bringt heim

der für uns zahlt

wir sind in der Tat Geliebte

in Seiner Tat

#

W.Busch

 

Einführung in eine selten aufgeführte Kantate

„Du sollt Gott, deinen Herrn, lieben.“ (Johann Sebastian Bach, BWV 77) In einem zunächst etwas dröge anmutenden Kantatentext verbergen sich sowohl interessanteMose 5 Theologie als auch existentielle Tiefe.  Eine kleine theologische Einführungsrede in die Kantate hebt ein paar Schätze.

Sie kann hier nachgelesen und heruntergeladen werden.

Von der Dreiecksbeziehung im Doppelgebot …

Um eine Dreiecksbeziehung der besonderen Art geht es im Doppelgebot der Liebe und im Kantatengottesdienst am kommenden Sonntag, 25. August 2013 um 10.30 Uhr in der Katharinenkriche. Der Mensch steht eigentlich immer zwischen den Stühlen: er lebt im Gegenüber zu Gott und zu seinem MitmMose im Kirchenfenster Apsis St. Katharinenenschen. Die beiden Gebotstafeln von Mose werden oftmals auch so interpretiert: Gebote für das Gottesverhältnis im engeren Sinne einerseits und daneben weitere Gebote für das zwischenmenschliche Zusammenleben andererseits.

Zur Aufführung kommt die Bachkantate „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben“ (BWV 77) mit Kammerorchester und Kantorei von St. Katharinen sowie Solisten und Sängern aus dem Bereich der gesamten Landeskirche unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Claus-Eduard Hecker. Musik und Wort gehen unter der Frage „Wer ist mein Nächster?“ einem Daseinsverständnis und einer Lebenspraxis nach, wie sie im christlichen Glauben mit dem Liebesgebot eröffnet wird. Die aktuelle Themenreihe „Toleranz konkret – Wie können wir leben?“ findet in diesem Gottesdienst einen weiteren inhaltlichen Höhepunkt. Die Kirchengemeinde lädt ein.

„Eine neue Liebe ist wie ein neues …“

DSCI0683Wenn man die christliche Sexualethik in einem Satz zusammenfassen sollte, welchen würden Sie wählen? Die Predigt vom zurückliegenden Sonntag, 18. August 2013 an St. Katharinen versucht es mit einem Vers aus Gen 1, der auch mehrfach im Neuen Testament zitiert wird. Allerdings hat es der Prediger nicht geschafft, sich ganz auf diesen einen biblischen Satz zu begrenzen. Vom erotisch angehauchten Hohenlied Salomos bis zu einer delikaten Frage im 1. Korintherbrief kommt einiges zur Sprache. Im Kern geht es um Liebe, Bindung und Freiheit.

Hier kann man die Predigt nachlesen und herunterladen.

Hagen-Forum mit Städteplaner Prof. W. Ackers

2013-08-20 Hagenmarkt verstehen_Mittelalterliche Großstadt.pdf - Adobe ReaderAngefangen hat es mit dem Hagenmarktfest anlässlich der Wiederrichtung des Löwenbrunnens an der Nordseite der Katharinenkirche im Sommer 2012. Nun wird es konkret. Am kommenden Dienstag, 20. August 2013 findet um 19.30 Uhr das erste Hagen-Forum statt, das künftig in unregelmäßigen Abständen stattfinden soll. Immer wieder ist in Gesprächen mit Geschäftsleuten, Einrichtungen, Nachbarn vom Hagenmarkt und Umgebung das Interesse an lockerer Vernetzung und Dialog bekundet worden. Auch gemeinsame Initiativen sind denkbar, Ideen und Lust an der Zusammenarbeit sind schon da. Die Kirchengemeinde St. Katharinen am Hagenmarkt bietet nun die Plattform dafür und öffnet ihr Gemeindehaus zum Dialog über den Hagenmarkt. Beim ersten Treffen am kommenden Dienstag wird Stadtplaner und Architekt Professor Walter Ackers zum Thema „Den Hagenmarkt verstehen“ sprechen.

„Den Hagenmarkt verstehen“ Vortrag von Prof. Ackers: Aspekte, Gedanken und Fragen zu einem städtebaulich schwierigen Ort.

Professor Ackers über den Hagenmarkt: „Ein Markt, der längst kein Markt mehr ist. Platz oder Grünanlage? Eine Kirche, die unter dem Kreuz des Verkehrs leidet und ihre Stille sucht. Ein Verkehrsknoten, der an die räumlichen Grenzen gestoßen ist und den Raum sprengt. Und dennoch bleibt der Hagenmarkt der Mittelpunkt eines alten Stadtteils. Man muss die Stadt verstehen, um den Hagenmarkt zu verstehen. Es gibt viele Wünsche – von allen Seiten. Doch was lässt sich davon verwirklichen?“

Ackers Partner Städtebau

„Du sollst nicht (alle) töten!“

Was bedeutet es für einen Menschen, getötet zu werden? Was bedeutet es, getötet zu haben? Es klingt hart und fremd, auf diese Dinge angesprochen zu werden. Im fünften Gebot geschieht Mose 4das, als sollte gesagt werden: „Du  bist gemeint.“

Am zurückliegenden Sonntag, 11. August 2013, war am Braunschweiger Hagenmarkt dieses Thema an der Reihe.

Hier kann man die Predigt mit dem Titel „Du sollst nicht (alle) töten!“ herunterladen:Fünftes-Gebot-08_2013

Können wir uns ein Reformationsjubiläum leisten?

LutherDer Evangelische Pressedienst hat kürzlich in einer Pressemitteilung über Widerstand aus der Wirtschaft gegen einen einmaligen Reformationsfeiertag informiert. Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände hat beschlossen, sich öffentlich gegen einen einmaligen bundesweiten Feiertag für Dienstag, den 31. Oktober 2017 in Stellung zu bringen.  Es drohe angeblich ein Milliardenverlust.

Der touristische Faktor des Reformationsjubiläums wäre hier das wahrscheinlich noch am ehesten überzeugende Argument („Reiseziel Reformation: Der Tourismus profitiert schon jetzt.„). Immerhin wird hierfür nicht nur einmalig, sondern nachhaltig eine Verbesserung der Situation in den mit Lutherstätten gesegneten Regionen betrieben. Die Wirtschaft profitiert von Anlass, warum also nicht einen freien Tag für Gottesdienste, Empfänge, Feste usw. einrichten? Auch davon könnten Teile der Wirtschaft (z.B. Gastronomie) profitieren. Aber sollte Kirche sich auf eine solche Begründungsstrategie einlassen? Sie würde damit der bereits angebahnten Kommerzialisierung des Jubiläums noch weiter Vorschub leisten.

Der Widerspruch nötigt zur Überprüfung des Anliegens und der Argumentation. Das Anliegen eines einmaligen Feiertages ist ja m.W. zuerst von Politikern eingebracht und dann von Kirchenvertetern aufgegriffen worden. Sollten wir jetzt die ersten sein, die sich bei einer kritischen Hinterfragung dieses Anliegens zu Wort melden?

Wie immer es auch ausgeht: für die Planung von (Groß-) Veranstaltungen wird es in absehbarer Zeit nötig sein, Planungssicherheit zu haben.

Das Leipziger Bach – Festival 2013

Ein einfühlsames Protrait von Johann Sebastian Bach bietet ein Dokumentationsfilm, der anlässlich des diesjährigen Bach-Festivals in Leipzig von der Deutschen Welle produziert worden ist. Mit Interviewausschnitten namhafter Bach-Forscher und -Interpreten sowie Ausschnitten von aufgeführten Werken. Sehenswerte Laudatio auf den „5. Evangelisten“.

Reformationsjubiläum mit Kirche und Staat – eine Anfrage

luther_2017_rgbDer Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, hat in der jüngsten Ausgabe der Zeitung „Politik und Kultur“ (Seite 1, Kolumne „Feiertag“) eine problematische Nähe zwischen Kirche und Staat kritisiert.  Zimmermann ist ein aufmerksamer Beobachter und konstruktiver Partner der Kirchen in unserem Land. Schon kurz nach der Ausrufung der Reformationsdekade hat er in der genannten Zeitung des Kulturrates eine Kolumne für „Luther 2017“ eingerichtet, die seither in jeder Ausgabe erscheint und immer wieder auch Vertretern der Kirche Platz einräumt. Schon Jahre zuvor hatte Zimmermann die unterschätzte kulturpolitische Bedeutung der Kirchen neu und engagiert ins öffentliche Bewusstsein gebracht. Hier kritisiert also nicht irgendwer.

Olaf Zimmermann sieht in den Vorbereitungen auf das Reformationsjubiläum 2017 eine fragwürdige Nähe zwischen Kirche und Staat sich anbahnen. Seine Anfrage hat er immerhin mit stichhaltigen Verweisen auf zurückliegende historische Reformationsjubiläen unterfüttert und er befürchtet nun, dass auch dieses Jubiläum wieder einer theologischen bzw. kirchenhistorischen Entgleisung zum Opfer fällt.

Den konkreten Nachweis, inwiefern die mit historischem Wissen genährte Befürchtung nun auch im Blick auf dieses Jubiläum tatsächlich begründet ist, bleibt er in seinem kurzen Zwischenruf (noch?) schuldig. Insofern ist es zunächst nur eine Anfrage, wenn auch sehr deutlich und mit scharfem Geschütz (Auf der Homepage der Lutherdekade gibt es noch eine etwas ausführlichere Darstellung des Konfliktes).

Diese Anfrage wurde reflexartig und mit milden Formulierungen zurückgewiesen. Es sei doch eine „überschaubare“ Zusammenarbeit, so der Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD Dr. Thies Gundlach über die Kooperation zwischen Kirche und Staat. Und überhaupt: Die Reformation gehöre ja nicht der Kirche allein. Und die Aussage, dass ein „gesamtplanerischer Steuerungsausschuss“ für die EKD „eine Nummer zu groß sei“, nimmt man mit Verwundern zur Kenntnis.

Mit Gummiworten („überschaubar“), Allgemeinplätzen (kein kirchliches Monopol, – darüber gab es in der Zeitung des Kulturrates ja schon einmal einen Wortwechsel) und ans Lächerliche grenzenden Metaphern („Lasst Blumen blühen“) ist hier leider nur eine ausweichende und äußerst schwache Antwort gegeben worden. Die scharfe Anfrage  von Olaf Zimmermann berührt aber einen für den Protestantismus nach den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts äußerst brisanten Punkt. Sowohl der Gesprächspartner und die gesellschaftliche Gruppe, für die er steht, als auch die Sache selbst hätten wahrlich mehr theologische, argumentative Mühe verdient.

Damit wird nun zwar etwas verfrüht, aber doch zu recht das Schwerpunktthema für 2014 angeschlagen. Hoffentlich wird das nicht ebenso „überschaubar“ wie die – sicher vorläufige – Antwort aus dem Kirchenamt. Und für die Kulturschaffenden und Künstler haben wir ja auch noch das Themenjahr 2015 …

(Nichts) Neues unter der Sonne?

„Religion und Moderne“

Wie aktuell die Gottes- bzw. Wahrheitsfrage für das Toleranzthema nach wie vor ist, findet man in der vorletzten Beilage zur Wochezeitung „Das Paralement“ ereneut vorgeführt. In der Ausgabe 24/2013 „Aus Politik und ZeAPuz 2013Xitgeschichte“ bezieht der Publizist Robert Misik in seinem Eröffnungsbeitrag klar Position „Gegen Gott„. Dass er eine gewisse Lust an meinungsfreudigen Etikettierungen hat und sie charmant, eloquent und mit einer Brise subtilem Humor / Ironie vorzutragen weiß, kann man auch sonst auf seiner Homepage nachschauen. Misik gibt sich als aufmerksam und differenziert reflektierender Zeitgenosse. Doch durchweg alles, was sich irgendwie auf Gott bezieht, ist für ihn von vornherein suspekt. Er wirft sämtliche Religionen, Konfessionen und Glaubensweisen „alle zusammen“ (S.4) in einen Topf und findet in ihnen vor allem eines: „Frömmlerei“, die auch durch das überraschende Lob, das er am Ende doch noch ausspricht, nicht aufgewogen wird.

Man muss sich schon sehr bemühen, in der insgesamt ziemlich undifferenzierten Pauschalkritik von Robert Misik einen Gedanken auszumachen, der einen zu reflektiertem Widerspruch lockt und eine Debatte eröffnen könnte. Die inzwischen bis zum Abwinken populären Schlussfolgerungen zum Thema Monotheismus werden nur wiedergekäut, und so manche süffisante Anmerkung signalisiert in Sachen Religion Debattenresistenz bzw. -Abstinenz. Es lebe der Gemeinplatz, der eine weitgehend diskursfreie Zustimmung erheischt. Religionskritik, die dem Glauben an Gott intellektuelle Unredlichkeit und Bigotterie vorwirft, kann sich selbst zugleich post-diskursiv gebärden. Diese Rreligionskritik hat das Nachdenken, das Gespräch, die Auseinandersetzung scheinbar schon hinter sich und ist gerade dabei, die Akte zu schließen. Verglichen mit der (zugegeben durchaus ambivalenten) gesellschaftlichen Relevanz, die Religionen / Kirchen in ihren instutionalisierten und informellen Formen haben, ist das definitiv zu wenig, auch wenn es von vielen für hinreichend plausibel gehalten wird.

Seine Stärke zeigt dieser Beitrag erst, wenn man das ihm nachfolgende Plädoyer des Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider daneben hält. Schneiders Hauptargument liegt mit dem Schlusslob von Misik durchaus auf einer Linie und knüpft beinahe nahtlos daran an. Es geht auch ihm – in seiner Rolle als Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider– um die gesellschaftliche Nützlichkeit von Religion bzw. Kirche („Wohltat für die Gesellschaft“, S.8), aus der sie ihre Evidenzen ziehen kann. Religion als „politische Ressource“ (S.7) und als wichtiger Akteur in der Zivilgesellschaft. Für die großen Herausforderungen braucht die Gesellschaft Religion als „motivierende Gestaltungskraft einer inneren Überzeugung“ (S.9). Fraglos sind die Kirchen für ihn zuständig für Religion in diesem Sinne. Die Argumente und Hinweise, die Schneider hierzu anführt, sind in der Kürze seines Essays ausreichend benannt. Das Böckenförde-Diktum ist die sachliche Hauptstütze der Argumentation: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.

Der kurze Abschnitt über das Herr-Sein Jesu Christi (S.8) wirkt leider wie ein Nebenpfad auf dem Argumentationsweg des kirchenleitenden Theologen. Die Ausführungen hierzu entpuppen sich als ein „Schlenker“, der letztlich wieder in die Hauptrichtung seiner beruhigenden Nützlichkeitsüberlegungen einmündet. Auch der Hinweis auf Christus bleibt also argumentativ ganz innerhalb der aufgebauten Relevanz-Logik, deren Kriterium die positive gesellschaftliche Wirkung ist.

Während Misik mit dem Nützlichkeitsargument den Kern und Wahrheitsanspruch des christlichen Glaubens direkt angreift („Gegen Gott“), erscheint die Argumentation des Theologen gerade in diesem Punkt eher ausweichend und defensiv. Das theologische Argumentationsmodell läuft nach dem Motto: den Spieß umdrehen, als sollte gesagt werden: Doch, die Kirche und ihr Glaube sind nützlich und gut für die Gesellschaft! Was Schneider hier führt, ist ein Kirchenbeweis. Die argumentative Grundstruktur ist den Gottesbeweisen in ihrem populären Fassung durchaus ähnlich: Auf Grund bestimmter beobachtbarer Phänomene oder Überlegungen muss es Gott geben. Hier nun: Es muss die Kirche geben („unverzichtbar“, S. 6), weil sie eine politische, gesellschaftliche Wohltat ist. Die Wahrheitsfrage, um die die Religionskritik mit ihrem Nützlichkeitsargument letztlich kreist und die sie damit zu erledigen versucht, wird vom Theologen mit Hilfe desselben Argumentes zurückgestellt, untergeordnet.

Die erste und dritte These der Barmer Theologischen Erklärung in dieser Debatte auch argumentativ auszuformulieren und als begehbaren Denk- und Glaubensweg zu beschreiben, gehört m.E. zu den anstehenden und unerledigten Aufgaben von Theologie und Kirche. Die Herausforderung dazu hat Misik erneut gegeben.

BTE