Archiv der Kategorie: 2014 Politik

Johannes der Täufer und PEGIDA

St Katharinen Braunschweig„In diesen Wochen kommt man kaum daran vorbei, in öffentlichen Reden mindestens einen Seitenblick auf die Ereignisse rund um das PEGIDA-Phänomen zu werfen.“ Pfarrer Werner Busch hat in drei Predigten zu Lukas 3 mehr oder weniger direkt Bezug darauf genommen.

Die Predigten können hier herunter geladen werden.

 

„Freijo“: Predigt zu Lukas 3 am 11. Januar 2015

„Entwurzelung“: Predigt zu Lukas 3 am 18. Januar 2015

„Ja.“ Predigt zu Lukas 3 am 25. Januar 2015

 

 

Volkstrauertag 2014 in St. Katharinen

Hier: Predigt von Pfarrer Werner Busch zum Volkstrauertag 2014 in St. Katharinen

1. WK Braunschweig„Erinnerungsarbeit ist schwer“. In seiner Predigt zum Volkstrauertag ging Katharinenpfarrer Werner Busch auf eher informelle Gedenkweisen ein, die gewissermaßen unterhalb des öffentlichen Radars stattfinden. „Volkstrauertags-Gedenken ist auch eine Sache der Familien, und da wird man merken: es gibt mehr Fragen als Antworten.“ Deshalb sei, so Busch, an den Küchentischen darüber oft mehr geschwiegen als offen geredet worden. „Auch eine Kirchengemeinde hat ihre Vorgeschichten und Erinnerungen an jene schicksalsträchtigen Kriegsjahre.“ Busch berichtet in seiner Predigt vom Gemeindepfarrer Martin Bücking, dem „Redner vom Schlossplatz“. Als nationalkonservativer Gemeiondepfarrer am Hagenmarkt war er zugleich Herausgeber der umfangreichen Heftsammlung „Die Braunschweiger im Weltkriege“. So hat er das Kriegsgedenken in Braunschweig maßgeblich mitgeprägte. Auch an Katharinenpastor Johannes Schlott wird erinnert, der als Gauleiter der Deutschen Christen eine hervorgehobene Rolle in der nationalsozialistischen Zeit gespielt hat.

Während im AOK-Gebäude knapp 300 m von hier entfernt junge Männer von den Nazis grausam zu Tode gefoltert und irgendwo bei Königslutter be-graben wurden, hielt Katharinenpastor Schlott auf dem evangelischen Hauptfriedhof feierliche Trauerreden für SS-Leute.

Wie soll die Kirchengemeinde St. Katharinen mit dieser Vorgeschichte am Volkstrauertag das Gedenken praktizieren?

Wir beklagen die Qualen und den Tod all jener, für die von hier aus sich niemand öffentlich eingesetzt hat. Wir können nur stellvertretend für unsere Vorfahren tun, was sie selbst öffentlich nicht taten: um Vergebung bitten und rufen: Herr, erbarme dich.

Und gleichzeitig:

Wir verurteilen die Menschen nicht, die vor uns schuldig wurden und auf deren Schultern wir doch stehen müssen. Denn wir wissen, dass Gott barmherzig ist. Und dass durch Christus ein Vergeben gekommen ist. Wir wissen: Das Böse wird nicht überwunden durch unerbittliches Urteilen. Das Böse wird nicht überwunden durch politisch korrektes Abkanzeln und Niedermachen. Auch nicht durch kaltes Distanzieren von den fragwürdigen Vorfahren und Vorgängern. Das Böse wird überwunden durch Stellvertretung, durch Verzeihen, „allein durch Gnade“. Wir wünschen den Menschen im Nahen Osten, dass diese Erfahrung dort irgendwann, Gott gebe: möglichst bald, eine Chance bekommt.

Gedenken an den 1. Weltkrieg

1. WK BraunschweigAndacht von Pfarrer Werner Busch in St. Katharinen am 1. August 2014 anlässlich des Gedenkens an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914.

Wir folgen einem Aufruf der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und halten heute, am 1. August, Andacht anlässlich des Gedenkens an den Ausbruch des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren.
Die Erinnerungen an die Ereignisse im August 1914 und den danach folgenden 4 Jahren, vor allem aber das Gedenken an die Opfer auf allen kriegführenden Seiten mahnen uns heute zu Frieden und Versöhnung.
Wir kehren ein in Gottes Gegenwart und stellen uns den Verirrungen derer, die vor uns waren. Und wir rufen Gott um sein Erbarmen an angesichts menschlicher Verstrickungen und bitten ihn: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten.“

Folgender Text ist ein Zitat aus: Die Braunschweiger im Weltkriege, Herausgegeben von Martin Bücking, Pastor an St. Katharinen, Heft 1, Seite 6 und 7:

Am 31. Juli 1914 war’s nicht nur heißes Wetter, sondern auch schwüle Stimmung in allen Herzen.Krieg? Gibt’s Krieg? Da geschah es, dass zwischen 5 und 6 Uhr ein Trupp Husaren mit einem Leutnant und einem Trompeter durch die Straßen ritten. An den Ecken und auf den Plätzen machten sie Halt. Vom Kohlmarkt aus marschierte in festem Schritt ein Halbzug vom Infanterie-Regiment Nr. 92. Geführt von einem Leutnant: Auch sie machten an den Straßenkreuzungen Halt, traten um den Offizier; kurzer Trommelwirbel, und dieselben Worte ertönten, wie sie der Husarenoffizier verlas: „Erklärung des Kriegszustandes. Durch kaiserliche Verordnung ist der Bezirk des X. Armeekorps in Kriegszustand erklärt. Die vollziehende Gewalt innerhalb des Korpsbezirks geht infolgedessen an mich über. –Die Zivilverwaltungs- und Gemeindebehörden verbleiben in ihrem Amt, haben aber meinen Anordnungen und Aufträgen Folge zu leisten. Der kommendierende General des X. Armeekorps. V. Emmerich.“
Ernst, sehr ernst blieb die Stimmung. […] Am Sonnabend, dem 1. August, nachmittags 5 Uhr 15 Minuten [ordnete] der Kaiser die Mobilmachung aller Streitkräfte der Armee und der Marine an. Nach Verlauf einer Stunde erschienen an den Postgebäuden rote Plakate mit den Worten: „Mobilmachung befohlen. Der erste Mobilmachungstag ist der zweite August.“ Nach in der Nacht vom 1. zum 2. August lasen die Menschen an den Anschlagssäulen und an allen öffentlichen Stellen mit ernsten Gesichtern die Verfügungen des kommandierenden Generals über die Einberufung der Mannschaften und den Landsturmaufruf. […]
Jetzt dachte ein jeder: das wird ein Hetzen und Jagen, ein Überstürzen und Laufen werden, dass eine dem andern die Hacken abtritt. Wirklich? Im Gegenteil! […] Einer der draußen an der Helmstedterstraße wohnt, hat’s mir gesagt: das Rollen, das Rollen – das habe ihn nicht schlafen lassen. Dieses gleichmäßige, langsame, nie abreißende Rollen der Eisenbahnzüge. Will ich das Tempo der Mobilmachung bezeichnen, muss ich immer an die verminderte, aber gleichmäßige Geschwindigkeit der Eisenbahnzüge denken.“

Lesung aus Psalm 85
HERR, erweise uns deine Gnade und gib uns dein Heil! Könnte ich doch hören, was Gott der HERR redet, dass er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen, damit sie nicht in Torheit geraten. Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten, dass in unserm Lande Ehre wohne; dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen; dass Treue auf der Erde wachse und Gerechtigkeit vom Himmel schaue; dass uns auch der HERR Gutes tue und unser Land seine Frucht gebe; dass Gerechtigkeit vor ihm her gehe und seinen Schritten folge.

Gebet von Johann Agricola (1494-1566)
Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ, ich bitt, erhör mein Klagen; verleih mir Gnad zu dieser Frist, laß mich doch nicht verzagen. Den rechten Glauben, Herr, ich mein, den wollest du mir geben, dir zu leben, meim Nächsten nütz zu sein, dein Wort zu halten eben.

 

Andacht von Pfarrer Werner Busch im Rarhmen des Mittagsgebetes im Braunschweiger Dom am 2. August 2014:

Kriegsgedenken in evangelischen Kirchen kann heute kein Heldengedenken mehr sein.
Bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts empfand man in der Bevölkerung und auch in unseren Kirchengemeinden allerdings noch große Dankbarkeit und ehrenvolle Anerkennung für die Opferbereitschaft der Soldaten. Man pflegte den Heldenmythos derer, die ihr Leben auf den Schlachtfeldern hingaben. Man errichtete ihnen Gedenktafeln und Denkmäler. Dass auch sie grausam töteten und die Gewalt, an der sie starben, zuvor selbst verübten, blieb meist ausgeblendet. Und was das massenhafte Töten auf den grausigen Schlachtfeldern mit den überlebenden Kriegern und ihren Familien gemacht hat, auch. Gebrochene, verstörte Menschen kehrten in die Dörfer und Städte zurück. Doch die persönliche Tragik wurde überblendet von dem Eindruck der nationalen Niederlage und der empfundenen Schmach, die die Siegermächte über die Verlierer verhängten.

Das Heldengedenken in den Kirchen hat die große Schuld ignoriert. Es war Verblendung im Spiel, eine so tiefgehende Befangenheit in den Nationalismen, dass selbst der Glaube an den Einen Gott und das Gebot einer allgemeinen Menschenliebe davon völlig beherrscht wurden. Thron und Altar bedeutete eben auch: Kirche und Krieg. Die zeitgleich erwachende ökumenische Bewegung hat das Schlimmste nicht verhindern können. Die Christen europäischer Länder gingen zweimal innerhalb weniger Jahrzehnte „für Gott, Volk und Vaterland“ mit Waffen, mit Menschenverachtung und Hass aufeinander los. Dem Leib Jesu, die Kirche Christi wurden tiefe Wunden geschlagen, die noch lange schmerzen und inzwischen vernarbt sind.

Heute stehen europäische Christen im Gebet und im Einsatz für Versöhnung und Frieden zusammen. In der Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen Europas (GEKE) und mit den konkreten ökumenischen Partnern pflegt unsere Kirche, pflegen Kirchengemeinden und der Braunschweiger Dom gute Beziehungen ins Ausland. Beziehungen, die unabhängig von den welt- und tagespolitischen Fragen Bestand und Inhalt haben. Beziehungen, die auf einem anderen Fundament als dem der politischen Vernunft oder irgendeiner kulturellen Übereinkunft stehen. Wir wissen ja, wie schnell so etwas umschwenken kann.

Das Fundament, das wir in diesen Tagen des Kriegsgedenkens erneut suchen, um uns darauf zu gründen, das Fundament unserer Beziehungen und unserer Zukunft ist nicht mit menschlichen Händen und menschlicher Weisheit gebaut. Wir wenden uns Gott zu, und greifen nach dem, was ein Psalm-Beter einmal gesagt hat: „Er zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich sicher treten kann.“ (Psalm 40,3)
Es ist der unverfügbare Gott, der sich uns in freier Liebe zuwendet, ja sich uns schenkt. In der Person und durch den Weg Jesu Christi ist er allen Menschen in Liebe zugewandt. Wir dürfen ihn nicht für nationale oder andere gruppenegoistische Zwecke vereinnahmen wollen. Glaube und Lokalpatriotismus sollten keine zu enge Verbindung eingehen. Gott
vermählt sich nicht mit unseren Themen. Man verliert Ihn dadurch. Ihn, der sich von uns doch suchen und finden lassen will. Wer Christus hat und von ihm gehalten ist, kann keinen anderen Menschen mehr als Fremden links liegen lassen.

Die Umkehr zur Versöhnung ist deshalb ein notwendiger Schritt der Kirchen und aller Christinnen und Christen. Wer den Nächsten sieht, den wirklichen fremden Nächsten und ihm das Herz aufmacht, erlebt eine Erneuerung des Glaubens, weil Christus selber auf seinem verborgenen Weg durch die Zeiten und Orte unsere Grenzen überschreitet und unterwegs ist zu denen, die in Unheil und Unfrieden sich nach Genesung und Frieden sehnen. Sein Ruf in die Nachfolge ist ein Ruf auf diesen Weg zu den Menschen. Deshalb gilt, was Paulus im Römerbrief schreibt: „Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.“ (Römer 12,18) Eine Erneuerung des Glaubens, eine Reformation in den Kirchen und Gemeinden kommt in Sicht, wenn wir uns dahin rufen lassen, wo Er schon längst ist.

Das gemeinsame Gebet um Frieden mag der erste Schritt sein: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten.“ (EG 421). Wir schauen nach Israel und Pälastina, wo die Parteien sich verkämpfen und die Gewalt eskaliert. Betend treten wir für die ein, die zu dieser Bitte vielleicht nicht mehr fähig sind: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten.“
Wir schauen in die Ukraine, auf europäischen Boden. „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten.“ Mit Schrecken schauen wir in den Irak, nach Syrien und Lybien, wir treten für die verängstigten, ausgelaugten und flüchtenden Menschen ein: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten.“

Amen.

2-Tagesreise nach Berlin – Anmeldung jetzt

Ev.-luth, Kirchengemeinde St. Katharinen / An der Katharinenkirche 4 / 0531 – 44 66 9 / katharinen [dot] bs [dot] pfa [at] lk-bs [dot] de / Öffnungszeiten werktags außer Mittwoch 10-12 Uhr.

Die Kirchengemeinde St. Katharinen bietet eine thematische 2-Tagesreise zum Schwerpunktthema des Jahres 2014 der EKD „Kirche. Macht. Politik“ an.

Zeit: Dienstag, 21. bis  Mittwoch, 22. Oktober 2014

Ziel: Berlin

Geplant sind verschiedene thematische geführte Besichtigungen.

– Berliner Dom (inkl. Sonderausstellung)
– Museum „Topographie des Terrors“ (Führung mit Schwerpunkt Martin Niemöller)
– Schloss Oranienburg: Ausstellung mit Werken des Bildhauers Wilhelm Groß, Führung durch die Museumsleitung

Preis: 165,- € incl. Bustransfer, 1 Hotelübernachtung mit Frühstück.

Anzahlung 60,- € bei Anmeldung.

Anmeldeschluss am 31.8.2014

Mindestteilnehmerzahl 28 (Sollte es weniger Anmeldungen geben, behält sich der Veranstalter die ersatzlose Absage der Reise vor. Ob bei weniger Teilnehmenden der Transport anders organisiert werden kann, ist derzeit noch nicht sicher.

Anmeldeformal hier herunterladen:

Informationen & Anmeldung im Gemeindebüro. Tel 0531 – 44 66 9. An der Katharinenkirche 4 (Hagenmarkt). Öffnungszeiten des Gemeindebüros werktags außer Mittwoch von 10-12 Uhr. Kontakt auch per Mail: katharinen [dot] bs [dot] pfa [at] lk-bs [dot] de

Gedenken an Kriegsbeginn vor 100 Jahren

PageLines- Katharinen_small.jpgZum Gedenken an den Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 lädt die Kirchengemeinde St. Katharinen am kommenden Freitag, 1. August um 12 Uhr zu einer Andacht mit Wort, Musik und Stille in die Katharinenkirche am Hagenmarkt ein. „Wir folgen damit einem Aufruf der Dachorganisation Evangelischer Kirchen in Europa“, erklärt Katharinenpfarrer Werner Busch das etwa 15-minütige Vorhaben. Kriegsgedenken dürfe heute kein Heldengedenken mehr sein, erläutert er einen Grundgedanken der Andacht. Während vor 100 Jahren die Christen europäischer Länder „für Gott, Volk und Vaterland“ mit Waffen aufeinander losgingen, stehen sie nun im Gebet und im Einsatz für Versöhnung und Frieden zusammen. „Gott, der sich in der Person Jesu Christi allen Menschen in Liebe zuwendet, darf und kann nicht für nationale oder sonstige gruppenegoistische Zwecke vereinnahmt werden. Man verliert ihn dabei.“ Die Umkehr zum Frieden sei daher auch eine Erneuerung des Glaubens und  ein ständiger Prozess, der nicht zuletzt in Gottesdiensten und Andachten vollzogen werde. Durch die Partnerschaft der Brausnchweigischen Landeskirche zur Diözese Blackburn in England hat dieses Thema und dieser Anlass ein eigenes Gewicht.

Mit Orgelwerken von Johann Sebastian Bach und Dieterich Buxtehude wird Landeskirchenmusikdirektor Claus-Eduard Hecker das gedenkende Einkehren musikalisch gestalten. Pfarrer Busch wird mit kurzen Texten, Lesungen und einem abschließendem Gebet das geistliche Innehalten in der Mittagspause leiten. „Wir wollen auch Berufstätigen die Gelegenheit geben und fassen uns daher kurz.“ Der Eintritt ist frei.

Pressemitteilung der Gemeinschaft Europäischer Christen Europas (GEKE)

Vielerorts in Europa wird in diesem Jahr an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs erinnert. Auch die GEKE sieht sich als europäische Organisation verpflichtet, die Ereignisse rund um den Ersten Weltkrieg in Erinnerung zu rufen, da dieser die Entwicklungen auf unserem Kontinent maßgeblich beeinflusst hat. Die nationalistischen Bewegungen vor Beginn und neue politische Grenzziehungen am Ende des Krieges haben die Gräben zwischen Christen vertieft und die entstehende ökumenische Bewegung stark belastet. Darüber hinaus hat der Krieg bisweilen tief in die Biographien einzelner Menschen und Gruppen eingeschnitten. Die GEKE sieht deshalb die wichtige Aufgabe einer nachhaltigen Friedens- und Versöhnungsarbeit mit dem Ziel, Perspektiven für ein friedliches Zusammenleben in Europa zu gewinnen.

„Und er bewegt sich doch“ – Mobilität

Am 25. Juni 2014 hat Professor Dr. Thomas ScharffProfessor Dr. Thomas Scharff vom Historischen Seminar der TU Braunschweig in „Mittwochnachmittag an St. Katharinen“ einen Vortrag über die Mobilität des Menschen gehalten. Mobilität und Verkehr ist für die Kirchengemeinde St. Katharinen aufgrund ihrer Lage ein wichtiges Thema. „Das Mittelalter verbindet man zwar im allgemeinen mit statischem Denken, Bodenständigkeit und kleinem Lebensradius“, erläutert der Historiker. Dass die Realität differenzierter ist, entfaltet der Braunschweiger Historiker anhand verschiedener Beispiele aus Handel, Religion, Kultur und Politik. Am Schluss gab es eine Andacht von Pfarrer Werner Busch zum Thema Mobilität.

Hier ein Bericht von Werner Heinemann, der den Nachmittag miterlebt hat.

Am 25.6.2014 hat im gut besuchten Gemeindesaal von St.Katharinen Herr Professor Dr. Thomas Scharff von der TU Braunschweig einen lebendigen und interessanten Vortrag über das Thema „Und er bewegt sich doch – Die Mobilität des Menschen im Mittelalter“ gehalten.Dabei konnte er an vielen Einzelbeispielen zeigen, daß unsere Vorstellung von einer weitgehenden Verharrung und lokalen Abgeschiedenheit der Menschen  im Mittelalter nicht zutreffend ist. Neben der „stabilitas loci“ der Mönche, d.h. ihrer örtlichen Bindung an das Kloster, der Bindung der Bauern an ihre Scholle und die ihres Grundherren, sowie der Herrschaftsausübung der Ritter und Adeligen in ihren Burgsitzen, gab es große Gruppen von Menschen, die das ganze Mittelalter hindurch sich durch große Mobilität auszeichneten.

Neben den Fernhändlern, wie z.B. den Fugger oder Welsern, die sozusagen berufsmäßig über weite Strecken mit ihren Waren in Karawanen unterwegs waren und ihre Handelsstützpunkte überall in der damaligen Welt unterhielten, waren aber auch andere Gruppen unterwegs. Man denke an die vielen Pilger, die sich auf Wallfahrt zu näheren oder weit entfernten Wallfahrtsorten wie z.B. Santiago de Compostela oder Jerusalem befanden. Oder die vielen Kriegszüge und Kreuzzüge, auf die sich Adelige und Gefolgschaftsangehörige begaben.

Scharff ging in seinem Vortrag auch darauf ein, daß durch diese umspannende Mobilität und durch das Zusammentreffen mit anderen Kulturen ein nicht zu unterschätzender Wissenstransfer und neue Sichtweisen auftraten. So gab es z.B. eine lebhafte Diskussion über die Funktion der ägyptischen Pyramiden, von denen einige Reisende annahmen, daß es sich um riesige Kornspeicher handelt, während andere sie als Begräbnisorte identifizierten.

Durch die Reisetätigkeit entstand auch ein zunehmender Bedarf an zuverlässigem geografischem Kartenmaterial. Neben Karten, wie z.B. der Ebsdorfer Weltkarte,die ein christlich-mystisches Weltbild zeigen wollte und für die Flüsse,Städte,Berge nur Teile und Gliedmaßen des corpus christi waren, traten auch recht genaue geografische Karten unter Angabe von Entfernungen und Reisezeiten.

Insgesamt zeichnete Prof.Scharff ein buntes, vielfältiges Bild eines bewegten Mittelalters. Das zeigten auch die anschließenden lebhaften Nachfragen.

Freiheit und Bindung – Barmen II

Wuppertal_Gemarker_Kirche_innen„Totalitätsansprüche erleben Menschen nicht nur in Diktaturen“, sind sich die beiden Braunschweiger Theologen Klaus Kuhlmann von der Reformierten Gemeinde und Werner Busch von St. Katharinen einig. Angeblich alternativlose Sachzwänge und absolut gesetzter Leistungsdruck prägen Teile unserer Gesellschaft. Am kommenden Sonntag setzen die genannten Kirchengemeinden die Predigtreihe zur Barmer Theologischen Erklärung in einem Gottesdienst um 10.30 Uhr in der Katharinenkirche am Hagenmarkt fort. Die Predigt von Klaus Kuhlmann zur zweiten Barmer These handelt von der christlichen Freiheit als Durchbrechung von Totalitätsansprüchen. Kuhlmann geht der Frage nach, wodurch das geschieht und welche Konsequenzen das nach sich zieht. Im Anschluss wird zum Kirchenkaffee eingeladen, einer Gelegenheit für zwanglose Begegnung und Gespräch nach dem Gottesdienst. Die Barmer Erklärung kann im Internet hier nachgelesen werden.

Kurze Einführung zur Barmer Erklärung

BARMERZEITUNGKurzfristig musste Kirchenpräsident Heimbucher absagen. Als Ersatz haben die Pastoren Klaus Kuhlmann und Werner Busch ein alternatives Programm für den AUftakt des Projektes „Im Leben und im Sterben -. frei!“ zur Barmer Theologischen Erklärung gestaltet.

Hier finden Sie eine kurze Einführung von Pfarrer Werner Busch:

Barmen in Braunschweig?

Heimbucher_PortraitDie erste 100 Tage nach seinem Amtsantritt hat er bereits hinter sich. Am Dienstag, 27. Mai 2014 um 20 Uhr kommt der neue Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Landeskirche zu einem Vortrag nach Braunschweig in die Bartholomäuskirche an der Schützenstraße. Dr. Martin Heimbucher ist im November 2013 von der reformierten Landessynode in Leer in das höchste Amt der reformierten Landeskirche gewählt worden und bekleidet damit ein Amt, das als reformiertes Pendant zu den lutherischen Landesbischöfen gilt. Nun stattet der promovierte Theologe auch Braunschweig einen Besuch ab und wird am kommenden Dienstag einen Vortrag halten, zu dem ihn die Reformierte Gemeinde Braunschweig und die lutherische Kirchengemeinde eingeladen haben.

Er macht damit den Auftakt für eine Veranstaltungs- und Gottesdienstreihe, die die lutherische Katharinengemeinde und die Reformierte Gemeinde gemeinsam initiieren und verantworten. Anhand der Barmer Theologischen Erklärung, deren diesjähriges 80. Jubiläum mit diesem Projekt begangen wird, spricht Heimbucher über das Thema „Kirche als Gemeinde“.  Er selbst war etwa 20 Jahre im Gemeindedienst und 6 Jahre als Theologischer Referent im Kirchenamt tätig, bevor ihn die reformierte Synode in sein neues Amt wählte.

„Die Barmer Theologische Erklärung ist mein Leib- und Magenthema“, bekennt der Reformierte Theologe, der sich schon während seines Studiums mit Forschungen zum Themenfeld Kirchenkampf, Bekennende Kirche und Dietrich Bonhoeffer beschäftigt hat. Es komme ihm aber nicht allein auf historische Erinnerungen an, so Heimbucher. Vielmehr liegt ihm an der Aktualität dieses theologischen Textes. Die Barmer Erklärung ist zwar auf der sogenannten „Bekenntnissynode vom 29. bis 31. Mai 1934 in Wuppertal-Barmen entstanden und war zunächst eine theologische Kampfansage der Bekennenden Kirche gegen die ideologische Vereinnahmung der evangelischen Kirche durch die Nationalsozialisten.

Die in den 6 Thesen formulierten Einsichten, so Heimbucher, sind jedoch so grundlegend und wegweisend, dass sie in der Evangelischen Kirche inzwischen allgemein einen hohen Rang genießen und das kirchliche Leben mitprägen. Der lutherische Braunschweiger Katharinenpfarrer Werner Busch und sein reformierter Kollege Klaus Kuhlmann haben sich zusammen mit den Vorständen ihrer Kirchengemeinden deshalb zu diesem gemeinsames Projekt entschlossen, das im Themenjahr der EKD „Reformation und Politik“ eine neuere und aktuelle Themenstellung aufgreift. Der erste Gottesdienst dieser Reihe unter dem Motto „Im Leben und im Sterben – frei!“ findet am Sonntag, 1. Juni um 10.30 Uhr in der Katharinenkirche am Braunschweiger Hagenmarkt statt.