Archiv der Kategorie: Gottesfrage

Erste Themenreihe an St. Katharinen in Braunschweig von April bis Juni 2013 für das Schwerpunktthema „Reformations und Toleranz“

(Nichts) Neues unter der Sonne?

„Religion und Moderne“

Wie aktuell die Gottes- bzw. Wahrheitsfrage für das Toleranzthema nach wie vor ist, findet man in der vorletzten Beilage zur Wochezeitung „Das Paralement“ ereneut vorgeführt. In der Ausgabe 24/2013 „Aus Politik und ZeAPuz 2013Xitgeschichte“ bezieht der Publizist Robert Misik in seinem Eröffnungsbeitrag klar Position „Gegen Gott„. Dass er eine gewisse Lust an meinungsfreudigen Etikettierungen hat und sie charmant, eloquent und mit einer Brise subtilem Humor / Ironie vorzutragen weiß, kann man auch sonst auf seiner Homepage nachschauen. Misik gibt sich als aufmerksam und differenziert reflektierender Zeitgenosse. Doch durchweg alles, was sich irgendwie auf Gott bezieht, ist für ihn von vornherein suspekt. Er wirft sämtliche Religionen, Konfessionen und Glaubensweisen „alle zusammen“ (S.4) in einen Topf und findet in ihnen vor allem eines: „Frömmlerei“, die auch durch das überraschende Lob, das er am Ende doch noch ausspricht, nicht aufgewogen wird.

Man muss sich schon sehr bemühen, in der insgesamt ziemlich undifferenzierten Pauschalkritik von Robert Misik einen Gedanken auszumachen, der einen zu reflektiertem Widerspruch lockt und eine Debatte eröffnen könnte. Die inzwischen bis zum Abwinken populären Schlussfolgerungen zum Thema Monotheismus werden nur wiedergekäut, und so manche süffisante Anmerkung signalisiert in Sachen Religion Debattenresistenz bzw. -Abstinenz. Es lebe der Gemeinplatz, der eine weitgehend diskursfreie Zustimmung erheischt. Religionskritik, die dem Glauben an Gott intellektuelle Unredlichkeit und Bigotterie vorwirft, kann sich selbst zugleich post-diskursiv gebärden. Diese Rreligionskritik hat das Nachdenken, das Gespräch, die Auseinandersetzung scheinbar schon hinter sich und ist gerade dabei, die Akte zu schließen. Verglichen mit der (zugegeben durchaus ambivalenten) gesellschaftlichen Relevanz, die Religionen / Kirchen in ihren instutionalisierten und informellen Formen haben, ist das definitiv zu wenig, auch wenn es von vielen für hinreichend plausibel gehalten wird.

Seine Stärke zeigt dieser Beitrag erst, wenn man das ihm nachfolgende Plädoyer des Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider daneben hält. Schneiders Hauptargument liegt mit dem Schlusslob von Misik durchaus auf einer Linie und knüpft beinahe nahtlos daran an. Es geht auch ihm – in seiner Rolle als Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider– um die gesellschaftliche Nützlichkeit von Religion bzw. Kirche („Wohltat für die Gesellschaft“, S.8), aus der sie ihre Evidenzen ziehen kann. Religion als „politische Ressource“ (S.7) und als wichtiger Akteur in der Zivilgesellschaft. Für die großen Herausforderungen braucht die Gesellschaft Religion als „motivierende Gestaltungskraft einer inneren Überzeugung“ (S.9). Fraglos sind die Kirchen für ihn zuständig für Religion in diesem Sinne. Die Argumente und Hinweise, die Schneider hierzu anführt, sind in der Kürze seines Essays ausreichend benannt. Das Böckenförde-Diktum ist die sachliche Hauptstütze der Argumentation: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.

Der kurze Abschnitt über das Herr-Sein Jesu Christi (S.8) wirkt leider wie ein Nebenpfad auf dem Argumentationsweg des kirchenleitenden Theologen. Die Ausführungen hierzu entpuppen sich als ein „Schlenker“, der letztlich wieder in die Hauptrichtung seiner beruhigenden Nützlichkeitsüberlegungen einmündet. Auch der Hinweis auf Christus bleibt also argumentativ ganz innerhalb der aufgebauten Relevanz-Logik, deren Kriterium die positive gesellschaftliche Wirkung ist.

Während Misik mit dem Nützlichkeitsargument den Kern und Wahrheitsanspruch des christlichen Glaubens direkt angreift („Gegen Gott“), erscheint die Argumentation des Theologen gerade in diesem Punkt eher ausweichend und defensiv. Das theologische Argumentationsmodell läuft nach dem Motto: den Spieß umdrehen, als sollte gesagt werden: Doch, die Kirche und ihr Glaube sind nützlich und gut für die Gesellschaft! Was Schneider hier führt, ist ein Kirchenbeweis. Die argumentative Grundstruktur ist den Gottesbeweisen in ihrem populären Fassung durchaus ähnlich: Auf Grund bestimmter beobachtbarer Phänomene oder Überlegungen muss es Gott geben. Hier nun: Es muss die Kirche geben („unverzichtbar“, S. 6), weil sie eine politische, gesellschaftliche Wohltat ist. Die Wahrheitsfrage, um die die Religionskritik mit ihrem Nützlichkeitsargument letztlich kreist und die sie damit zu erledigen versucht, wird vom Theologen mit Hilfe desselben Argumentes zurückgestellt, untergeordnet.

Die erste und dritte These der Barmer Theologischen Erklärung in dieser Debatte auch argumentativ auszuformulieren und als begehbaren Denk- und Glaubensweg zu beschreiben, gehört m.E. zu den anstehenden und unerledigten Aufgaben von Theologie und Kirche. Die Herausforderung dazu hat Misik erneut gegeben.

BTE

 

Nathan-Inszenierung am Hagenmarkt

image001Die kleine Theatergemeinde, die sich in zufälliger und bunter Zusammensetzung am Sonntagnachmittag (2. Juni 2013) in der Braunschweiger Katharinenkirche eingefunden hatte, ging mit etwas über 30 Personen in der gotischen Hallenkirche beinahe verloren. Am Schluss der Nathan-Inszenierung des Ensembles Theatrum war das Publikum dennoch völlig begeistert.

Zu den Besonderheiten der Inszenierung zählt zweifellos die Verbindung von Text und Musik. Geschickt in den Handlungs- und Dialogverlauf eingefügte musikalische Elemente bewirken, dass die Figuren des Lessingschen Stücks an ihre jeweilige Kultur sinnenfällig zurückgebunden erscheinen, denn die Musiken stammen aus Judentum, Christentum und Islam. Nicht nur in virtueller Reflexion, sondern mit ihrem konkreten kulturellen Ausdruck stehen die Figuren einander gegenüber. Die drei Weltreligionen begegnen sich hier also nicht allein verbal und intellektuell, sondern auch emotional und sinnenfällig.

Die vier ausdrucksstarken und klaren Singstimmen und der Einsatz besonderer Musikinstrumente  (Böhmische Wanderharfe; Persische Santur = traditionelles Saiteninstrument mit ca. 70 Saitern) geben der Iimage005nszenierung einen unverwechselbaren Charakter, der bei den Zuschauern noch lange nachwirkt. Nur am Rande, aber dennoch wichtig: Die akustische Problematik, vor die eine gotische Hallenkirche das Sprechen und Musizieren immer stellt, wird mit geeigneter und einwandfrei ausgesteuerter Tontechnik gut bewältigt. Bei voll besetztem Kirchenschiff wäre es iim hinteren Drittel dennoch etwas schwierig geworden. Wäre …

Die geschickte und nie langweilige Auswahl der verschiedenen z.T. kurzen Musiken aus Judentum, Christentum und Islam haben verschiedene Funktionen:  streckenweise unterlegen sie den Dramentext  mit Stimmungen und öffnen zusätzliche Assoziationsräume; danebimage007en sind sie auch als Szeneneröffnung, manchmal auch wie eine „Blende“  oder -Unterbrechung eingefügt. Insgesamt lässt diese Verknüpfung von Musik und Text einen sensiblen Umgang mit dem Wortlaut des dramatischen Gedichtes erkennen.

Die – nicht durchgängige – Doppelbesetzung des Nathan mit einer männlichen und einer weiblichen Person, die gleichzeitig miteinander auftreten, ist ein gewagter Griff in die dramaturgische Trickkiste. Einige Male bieten beide Sprecher – gleichgewandet – einige Passagen auch gleichzeitig wie ein reduzierter Sprech-Chor dar, was allerdings mehr irritiert als dass es eine wirkliche Hörhilfe ist. Wenn sie jedoch – wie in der Ringparabel sehr eindrucksvoll gelungen – im Wechsel sprechen und sich die Nathan-Rolle gewissermaßen aufteilen, kommen durch die unterschiedlich gefärbten Subtexte sehr wertvolle Nuanimage006cen zum Vorschein. Dadurch wird eine reflexive Spannung in den Text hineingesprochen; eine oszillierende Nachdenklichkeit wird plastisch und einsehbar gemacht. Ein einzelner Sprecher könnte das in einem einzigen Sprechfluss ohne dramatische Verrenkung wohl kaum realisieren.

 

Die Aufführung beginnt mit einem unvermittelten, kontrollierten Clash: der persische Schauspieler Vahid Shahidifar im orientalischen Gewand lässt mit dem kurz gesungenen „Allahu akbar“ den muslimischen Gebetsruf im christlichen Gotteshaus erschallen. Die im weiteren Verlauf des Stücks eingestreuten arabischen Redeanteile – nur einmal ist es etwas zu lang geraten – haben zwar etwas Folkloristisches an sich, erzeugen aber Stimmungen und setzen beim tourismusgeschädigten Zuschauer durchaus brauchbare Assoziationen frei. Man fühlt sich dadurch schon in eine andere Kultur versetzt, ohne es wirklich zu sein – es lebe die Illusion …

An einer Stelle zitiert Nathan, ohne dass nichtkundige Zuschauer das verstehen können, die ersten Verse des alttestamentlichen Schöpfungsberichtes von 1. Mose 1,1-2 in hebräischer Sprache. Er steht dabei im Bühnenbild vor dem brennenden Dornbusch, dem Ort der Gottesoffenbarung. Ist es Absicht, dass gerade ein Exilstext, der auch in der heidnischen Fremde die Schöpfungstaten des Gottes Israels preisen und in ihnen eine mehr als nur provisorische Beheimatung erlebt? Ein tiefsinniger Kniff, diesen Text in das Jerusalem der Kreuzritter und „Muselmanen“ zu setzen. Wenn hierin ein Lösungsansatz versteckt sein sollte, der die interreligiösen Verwicklungen und Krisen mit einem Bezug auf das Elementare / Menschliche zu lösen versucht, wäre das durchaus im Sinne Lessings gedacht und auch eine ausdruckssake theologische Pointe. Allein der nicht hebräisch sprechende Zuschauer wird sie jedoch nicht bemerken …

Es ergibt sich eine im Bühnenbild wohltuend reduzierte, sowohl den Altar als auch die Kirchenfenster hinter sich völlig verbergende Inszenierimage003ung. Dennoch hat die Darbietung ein atmosphärisches Volumen, das den Zuschauer einzuhüllen vermag. Ein etwas merkwürdiges und wohl mit dieser Konzeption auch beabsichtigtes Gefühl begleitet diese Inszenierung wie ein mitlaufender Reflexionshintergrund: eine solche Aufführung ist im Kirchenraum mehr als nur ungewohnt, sie wirkt fremd. Wie in leiser, kaum störender Tinitus begleitet dieses Gefühl das Erlebnis. Man kann es ignorieren. Und tatsächlich: andernorts haben Pfarrer bzw. Kirchengemeinden eine Aufführung im Kirchenraum nicht gestattet, das Ensemble ist dann in Schulen oder Turnhallen „ausgewichen“. Man sollte diese Reaktionen nicht einfach überspringen oder als engstirnig abtun, denn sie weisen auf ein ernst zu nehmendes und nicht leicht zu beantwortendes Problem hin: Können Religionen einander von innen heraus und in ihrem Kern nah sein? Wer seines Glaubens froh und gewiss ist, wird zwar keine Berührungsängste haben, aber diese Frage dennoch nicht so schnell bejahen wollen, wie sie gestellt ist. Dass die Hohenerxlebener dieser Frage eine annehmbare Form gegeben haben, ist sicher ein Verdienst.

Mit dem noch nicht kitschigen aber doch als große und gerade noch erträgliche Harmonie inszenierten Schluss, in dem verschiedener Chorusse aus den drei Religionen kanonhaft ineinanderklingen, ist das inhaltliche Ziel und die Botschaft dieser Inszenierung erreicht. Dieser Schluss bleibt aber hinter den sachlich begründeten Spannungen, hinter den durch Text und Musik gegenwärtig gemachten interreligiösen Befremdlichkeiten zurück, die in dieser Inszenierung zwar nicht besonders krass herausgestrichen werden aber dennoch gut erkennbar in ihr enthalten sind.

Insgesamt: eine sehenswerte Inszenierung, die zum Nachdenken und Weiterdenken anregt.

Christen und Juden

Der Ratsvorsitzende der EKD Nikolaus Schneider soll mit dem Leo – Baeck – Preis des Zentralrates der Juden ausgezeichet werden. Die Verleihung des mit 10.000,- dotierten Preises ist für den 21. November 2013 vorgesehen. Schneider, der Nikolaus Schneiderdamit für seine anhaltendes Engagement in der christlich-jüdischen Aussöhnung geehrt wird, hatte bereits im zurückliegenden Jahr 2012 mit der Buber-Rosenzweig-Medaille des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit bedacht worden.

Landesrabbiner zu Gast an St. Katharinen

Landesrabbiner Jonah Sievers wird am kommenden Dienstag, 18. Juni 2013 um 20 Uhr im Gemeindehaus von St. Katharinen zu einem Vortrags- und Diskussionsabend erwartet. Für den Gemeindepfarrer Werner Busch ist dieser Abend ein Höhepunkt der Veranstaltungsreihe „Gott und Toleranz“, die nun seit einigen Wochen am Hagenmarkt verschiedene Akzente gesetzt hat, zuletzt eine Aufführung von Lessings „Nathan der Weise“.

Der jüdische Gelehrte Jonah Sievers ist über sein GemeinderabbinJonah_Sieversat in der Jüdischen Gemeinde Braunschweig hinaus als Landesrabbiner für Niedersachsen tätig und Mitglied  der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ARK), einem liberalen, progressiven Zusammenschluss von Rabbinern unter dem Dach des Zentralrates der Juden.

Der interreligiöse Dialog ist für Sievers eine unverzichtbare Aufgabe seines Rabbinates und wird auch in seinem Vortrag zum Thema „Gottesfrage und Toleranz im jüdischen Glauben“ bedacht werden. Denn in der Gottesfrage sind Judentum und Christentum einander einerseits nah und doch auch in wesentlichen Fragen unterschieden. Der Abend wird in Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit ausgerichtet und ist öffentlich, Eintritt frei.

Sonntag, 2. Juni 2013: Gottesdienst und Nathan

Der Sonntag beginnt mit einem besonderen musikalischen Gottesdienst um 10.30 Uhr: Mit W. A. Mozarts „Missa Brevis“ bringen Kantorei und Kammerorchester an St. Katharinen unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Claus-Eduard Hecker schöne Musik in den Gottesdienst. Das Thema der Predigt von Pfarrer Werner Busch zu 2. Mose 19: „erhaben, fremd, autoritär – Gott in seinem Element?“

Nathan.KlosterbAm Nachmittag um 17.30 Uhr kommt „Nathan der Weise“ in die Kirche. Die Schauspielgruppe Ensemble Theatrum vom Schloss Hohenerxleben bringt eine eigens für Kirchenräume konzipierte Fassung des Dramas zur Aufführung. Eintritt: 13,- € und ermäßigt 10,- €.

 

 

 

 

 

Ins Kerngehäuse der Toleranz

 

Nathan_ZeitungMai2013Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie zu diesem Vortragsabend über ein Thema, das in verschiedener Hinsicht sehr aktuell ist. Wird doch „Nathan der Weise“ von einem prominenten Schauspiel-Ensemble aus der „sogenannten Hauptstadt“ in die „sogenannte Provinz“, man könnte mit noch mehr Recht sagen: nach Hause gebracht. Aber das ist nicht der Grund, wenn auch eine sehr schöne und höchst willkommene Vermehrung der Anlässe für diesen Abend.

Im Rahmen des Themenjahres der Evangelsichen Kirche für 2013 hat sich der bundesdeutsche Protestantismus weniger einer Jahreszahl als vielmehr einer sehr aktuellen Frage gewidmet: der Toleranz. Unter dem Stern dieses Themas sind wir hier an St. Katharinen nun schon seit einigen Wochen unterwegs, um einer der nicht wenigen Kernfragen zur Toleranz nachzugehen. Wir dringen sozusagen in das Kerngehäuse ein und bleiben nicht nur bei äußerlichen Forderungen stehen. Zumal der Toleranzbegriff ja auch schon ziemlich abgekaut aussieht, aber doch den Keim für das Zusammenleben im Zeitalter von Globalisierung und Clash of Cultures in sich trägt, oder zumindest tragen sollte.

Die Gottesfrage ist sicher einer dieser möglichen Kerne oder Keime, die in der Toleranzdebatte nicht erst seit kurzem virulent sind. Es ist durchaus umstritten, ob aus dem Gottesglauben wirklich etwas Gutes und Lebensienliches erwächst. Schon Arthur Schopenhauer sagte: „In der That ist Intoleranz nur dem Monotheismus wesentlich.“ Das ist ein steiler Vorwurf, dem sich der christliche Glaube – und nicht allein er – ausgesetzt sieht. Ein solcher Vorwurf sollte Kirche, Christenmenschen und alle Freunde der Religion dazu veranlassen, die Frage nach Gott auf’s neue zu stellen.

Dass diese Frage längst nicht nur von Theologen zu stellen geschweige denn von ihnen gepachtet worden ist, machte der Beinahe-Theologe Gotthold Ephraim Lessing in seinem Nathan und anderen Schriften deutlich. Auch die Referentenwahl für diesen Abend spricht es aus. Die Gottesfrage gehört nicht allein der Kirche und ihren sogenannten Geistlichen. Sie ist vielmehr Allgemeingut, auch wenn sie wohl nie in allgemeiner Abstraktheit zu beantworten sein wird.

Ich begrüße Herrn Dr. Helmut Berthold, Geschäftsführer der Lessing-Akademie in Wolfenbüttel. Und ich danke Ihnen, lieber Herr Berthold, dass Sie diesen Termin für uns möglich gemacht und trotz eines regelmäßig über die Ufer tretenden Aufgabenstroms für uns frei gehalten haben.

Meine Damen und Herren, der Selbstaussage unseres Referenten, dass er ein langweiliger Mensch sei, wird man kaum zustimmen mögen. Dieses selbstironische Understatement lässt eine gewisse Affinität, vielleicht sogar eine entfernte Seelenverwandtschaft mit demjenigen erahnen, dessen Werk Herr Berthold seit 1999 seine berufliche Arbeit widmet. Die Mischung aus ernster Nachenklichkeit und kritischer Analyse mit feinem und zuweilen spitzem Humor war ja durchaus auch ein Zug des großen Aufklärers, dessen Stücke oft als Vermischung von Tragödie und Komödie gerieten …

Aus der Einführung und Begrüßung ,die W. Busch am Beginn des Vortragsabends am 28. Mai 2013 um 20.00 Uhr im Gemeindessal St. Katharinen hielt. Thema des Abends: „Wem eignet Gott?“ Dr. ´Hemut Berthold, Geschäftsführer der Lessing-Akademie e.V. Wolfenbüttel.

Titelbild dieses Beitrags: Auszug aus der Braunschweiger Zeitung vom 28.5.2013.

Dr. Helmut Berthold über Nathan der Weise

Ob er wirklich ein langweiliger Mensch ist, wie er selber von sich behauptet, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Als gebürtigen Wolfsburger hat ihn seine schulische Laufbahn und das Studium zwar noch ganz in seiner (braunschweigischen) Heimatregion gehalten. Sein zweites Staatsexamen hat ihn bereits nach Hamburg geführt, und danach arbeitete er als Lektor in Nancy (Frankreich). Seine Promotion über Gottfried Benns Frankreich ist 1999 unter dem Titel „DIe Lilien und den Wein“ erschienen. Im selben Jahr ist er Geschäftsführer der Lessing Akademie e.V. in Wolfenbüttel geworden.

Auch seine Mitarbeit an der Jubiläumsausgabe von Moses Mendelssohn zeigt, dass er in seinen literarischen Forschungen gerne den Blick über den Tellerrand pflegt, Die interdisziplnäre Kombination seiner Studienfächer Germanistik und Philosophie lässt das ja auch schon ahnen. Weitere Publikationen über Gotthold Ephraim Lessing, Rainer Maria Rilke, Gottfried Benn, Paul Celan u.a.

Helmut Berthold ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt in Braunschweig. Neben seinem Interesse für Musik gibt er sich gelegentlich dem Fußball hin, wie die allermeisten von uns: als begeisterter Zuschauer vor dem Fernseher.

Am Dienstag, 28. Mai 2013 um 20.00 Uhr wird er einen Vortrag im Gemeindehaus von St. Katharinen halten. Thema: „Wem eignet Gott?“ Über einige Fragen in Nathan der Weise.

Der Eintritt ist frei.

Gott als „Kriegsmann“ und „Arzt“

Dass die Bibel einige gewalttätige und kriegerische Texte beheimatet, ist bekannt. Die daran anknüpfende kritische Frage nach dem Gottesbild und Glaubensverständnis wird am kommenden Sonntag Thema des Gottesdienstes um 10.30 Uhr in der Katharinenkirche am Hagenmarkt sein.

Musikalische Akzente wird das Bläser-Quintett der Jugendmusikschule Braunschweig setzen, das mit Preisträgern von „Jugend musiziert“ besetzt ist. Die Predigt als Teil der Predigtreihe zum Jahresthema „Toleranz“ trägt den Titel: „parteiisch, verletzend, heilend? Gott als Kriegsmann und Arzt“.

Predigttext: Ausschnitte aus 2. Mose 15.

„Wem eignet Gott?“

Dienstag, 28. Mai 2013 um 20.00 Uhr

Gemeindehaus von St. Katharinen am Hagenmarkt

Dr. Helmut Berthold (Geschäftsführer der Lessing Akademie e.V. Wolfenbüttel)

„Wem eignet Gott?“ Zu einigen Fragen in „Nathan der Weise“

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781), dessen Grab auf dem Braunschweiger Magnifriedhof zu finden ist, hat auch am Hagenmarkt einen historischen Haftpunkt. Das Bürgerliche Trauerspiel „Emilia Galotti“ wurde hier 1772 uraufgeführt. Das damalige Opernhaus, das der Vorgänger des heutigen Staatstheaters gewesen ist („neu seit 1690“) galt als eines der modernsten Häuser jener Tage mit überregionaler Bedeutung. Es stand seinerzeit im unmittelbaren Gegenüber zur Westfassade der KatharineDSCI0329nkirche.

Im Rahmen des Themenjahres zur Toleranz kehrt jetzt der große Denker und Schriftsteller der Aufklärung gewissermaßen noch einmal an den Hagenmarkt zurück.

Mit einem Vortrag zum Thema „Wem eignet Gott?“ wird der Geschäftsführer der Lessing Akademie e.V. Herr Dr. Helmut Berthold im Gemeindehaus von St. Katharinen einen Vortrag zu Lessings „Nathan der Weise“ halten. Die Protagonisten dieses berühmten Dramas gehören den drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam an. Sie geraten während der Handlung in persönliche Verwicklungen. Die scheinbar unbeantwortbare Frage nach dem Wahrheitsanspruch der Religionen erzeugt Spannungen, und die Notwendigkeit von Gleichberechtigung und Respekt wird eindrücklich vorgeführt.

„Die Gottesfrage ist schon lange ein Brennpunkt in der Toleranzdebatte“, erläutert Gemeindepfarrer Werner Busch den Ansatz einer diesbezüglichen Themenreihe, die in St. Katharinen schon seit einigen Wochen auf der Agenda steht. Den monotheistischen Religionen wird eine Tendenz zur Intoleranz vorgeworfen. Auf diesem Hintergrund plädiert Busch dafür, dass die Kirche selber die Frage nach Gott neu stellen solle. „Die Auseinandersetzung mit den Kritikern des Glaubens lohnt sich in jedem Fall. Das öffnet neue Denkhorizonte und vertieft sogar den Glauben selbst, macht ihn gegenwärtig und wach.“ In diesem Zusammenhang ist die Erinnerung an Lessings „Nathan der Weise“ ein Höhepunkt dieses Themenweges, der auch in den sonntäglichen Gottesdiensten beschritten wird.

Am Sonntag, 2. Juni 2013 um 17.30 Uhr wird eine gekürzte und um musikalische Elemente ergänzte Fassung des Dramas „Nathan der Weise“ vom Ensemble Theatrum aus Schloss Hohenerxleben in der Katharinenkirche aufgeführt.

Nähere Informationen hierzu folgen in Kürze.

Pressemitteilung des Gemeindebüros vom 24. Mai 2013

2. Mose: Predigtreihe „Gott und Toleranz“

Die Predigtreihe „Gott und Toleranz 2013“ zu Texten aus dem 2. Mosebuch ist bereits in Gang. Morgen wird die ursprüngliche Planung durch eine Predigt zu Kapitel 4,1-17 von Pfarrer i.R. Herbert Meyer erweitert. Am kommenden Pfingstsonntag (19. Mai um 10.30 Uhr) wird wie angekündigt Pfarrer Werner Busch mit einer Predigt zum zweitenTeil des Kapitels die Reihe fortsetzen: „persönlich, nah, gefährlich – Gott geht den Menschen an.“