Am 25. Juni 2014 hat Professor Dr. Thomas Scharff vom Historischen Seminar der TU Braunschweig in „Mittwochnachmittag an St. Katharinen“ einen Vortrag über die Mobilität des Menschen gehalten. Mobilität und Verkehr ist für die Kirchengemeinde St. Katharinen aufgrund ihrer Lage ein wichtiges Thema. „Das Mittelalter verbindet man zwar im allgemeinen mit statischem Denken, Bodenständigkeit und kleinem Lebensradius“, erläutert der Historiker. Dass die Realität differenzierter ist, entfaltet der Braunschweiger Historiker anhand verschiedener Beispiele aus Handel, Religion, Kultur und Politik. Am Schluss gab es eine Andacht von Pfarrer Werner Busch zum Thema Mobilität.
Hier ein Bericht von Werner Heinemann, der den Nachmittag miterlebt hat.
Am 25.6.2014 hat im gut besuchten Gemeindesaal von St.Katharinen Herr Professor Dr. Thomas Scharff von der TU Braunschweig einen lebendigen und interessanten Vortrag über das Thema „Und er bewegt sich doch – Die Mobilität des Menschen im Mittelalter“ gehalten.Dabei konnte er an vielen Einzelbeispielen zeigen, daß unsere Vorstellung von einer weitgehenden Verharrung und lokalen Abgeschiedenheit der Menschen im Mittelalter nicht zutreffend ist. Neben der „stabilitas loci“ der Mönche, d.h. ihrer örtlichen Bindung an das Kloster, der Bindung der Bauern an ihre Scholle und die ihres Grundherren, sowie der Herrschaftsausübung der Ritter und Adeligen in ihren Burgsitzen, gab es große Gruppen von Menschen, die das ganze Mittelalter hindurch sich durch große Mobilität auszeichneten.
Neben den Fernhändlern, wie z.B. den Fugger oder Welsern, die sozusagen berufsmäßig über weite Strecken mit ihren Waren in Karawanen unterwegs waren und ihre Handelsstützpunkte überall in der damaligen Welt unterhielten, waren aber auch andere Gruppen unterwegs. Man denke an die vielen Pilger, die sich auf Wallfahrt zu näheren oder weit entfernten Wallfahrtsorten wie z.B. Santiago de Compostela oder Jerusalem befanden. Oder die vielen Kriegszüge und Kreuzzüge, auf die sich Adelige und Gefolgschaftsangehörige begaben.
Scharff ging in seinem Vortrag auch darauf ein, daß durch diese umspannende Mobilität und durch das Zusammentreffen mit anderen Kulturen ein nicht zu unterschätzender Wissenstransfer und neue Sichtweisen auftraten. So gab es z.B. eine lebhafte Diskussion über die Funktion der ägyptischen Pyramiden, von denen einige Reisende annahmen, daß es sich um riesige Kornspeicher handelt, während andere sie als Begräbnisorte identifizierten.
Durch die Reisetätigkeit entstand auch ein zunehmender Bedarf an zuverlässigem geografischem Kartenmaterial. Neben Karten, wie z.B. der Ebsdorfer Weltkarte,die ein christlich-mystisches Weltbild zeigen wollte und für die Flüsse,Städte,Berge nur Teile und Gliedmaßen des corpus christi waren, traten auch recht genaue geografische Karten unter Angabe von Entfernungen und Reisezeiten.
Insgesamt zeichnete Prof.Scharff ein buntes, vielfältiges Bild eines bewegten Mittelalters. Das zeigten auch die anschließenden lebhaften Nachfragen.