Ein Kommentar von Werner Busch
Die Präses des Rates der EKD, Frau Irmgard Schwaetzer, hat kurz vor Weihnachten einige Äußerungen zum neuen Jahresthema für 2014 getan. Wie auf www.ekd.de berichtet wird, wies sie den Vorwurf zurück, die evangelische Kirche kompensiere Theologie zu oft durch Politik. Allerdings, so muss der Leser der kurzen vorweihnachtlichen EKD-Mitteilung wohl denken, soll Politik auch nicht durch Theologie kompensiert werden, denn es fällt dann folgender Satz:
Wir müssen uns nicht monatelang in einer theologischen Kommission beraten, bevor wir etwas zu aktuellen politischen Fragen sagen, wie etwa zur Flüchtlings- und Asylpolitik.
Warum lassen sich Repräsentanten mit Medien- und Politikerfahrung eigentlich zu solchen Platituden hinreißen? Dass Kirche sich einmischen muss, ist richtig und auftragsgemäß. Aber: eine der höchsten Vertreterinnen des landeskirchlichen Protestantismus in Deutschland kann nicht gemeint haben, dass Beratungen, Debatten zu verkürzen sind oder vielleicht sogar überflüssig seien.
Dr. Hermann Barth hat sich in einem Vortrag zum Thema „Rat geben, nicht bevormunden – einige Überlegungen zur öffentlichen Verantwortung der Kirchen“ im Jahr 2006 etwas differenzierter zum Öffentlichkeitsauftrag der Kirchen geäußert. Er hat u.a. mit folgendem Satz deutlich in Richtung Umsicht und Bedächtigkeit plädieren wollen:
… dann werden sie auch verstärkt darauf zu achten haben, bewußt und ausdrücklich Raum zu lassen für unterschiedliche Ergebnisse der konkreten ethischen Urteilsbildung und des konkreten politischen Vorgehens. Es gibt viele politische und ethische Fragen, bei denen Christen mit guten Gründen unterschiedlicher Auffassung sein können
Für das Thema ‚Kirche und öffentlicher Auftrag‘ hatte sich Barth schon länger eingesetzt und dazu bereits im Jahr 1999 eine sehr differenzierte Sichtweise entwickelt. Er unterschied zwischen (a) priesterlicher, (b) weisheitlicher und (c) prophetischer Redeweise und machte damit deutlich, dass es verschiedene Bezugsgrößen und Adressierungen der öffentlichen Rede von Kirche geben muss. Zweifellos ist die prophetische Rede in besonderer Weise auf Politisches fokussiert. Die Schnelligkeit und Selbstverständlichkeit jedoch, die Präses Schwätzer offenbar in diesen Dingen für möglich hält, ist sicher problematisch. Auf dem Hintergrund biblischer Prophetie empfiehlt Hermann Barth jedenfalls Zurückhaltung und Vorsicht:
Darum dränge sich niemand danach, Prophet zu sein.
Der Verfasser dieses Kommentars begnügt sich seinerseits damit, herzliche Grüße an die John Waynes unter den kirchenleitend Handelnden zu senden.